Europa-Schluss: Verhaltene Erleichterung nach Wahl in Frankreich
Paris / London – Der Ausgang der ersten Runde der französischen Parlamentswahlen hat am Montag für etwas Erleichterung an Europas Börsen gesorgt. Börsianern zufolge fiel der Vorsprung der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN) nicht so deutlich aus wie zuvor befürchtet. Vor allem am zuletzt gebeutelten französischen Aktienmarkt erholten sich die Kurse. Der Leitindex Cac 40 gewann 1,09 Prozent auf 7561,13 Punkte.
Am Freitag war das französische Börsenbarometer noch auf den tiefsten Stand seit Ende Januar abgesackt. Seit Präsident Emmanuel Macron nach der für ihn schlecht gelaufenen Europawahl das französische Parlament aufgelöst und Neuwahlen angekündigt hatte, war es für den Cac 40 um knapp 6 Prozent nach unten gegangen.
Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel das Plus am Montag mit 0,73 Prozent auf 4929,81 Punkte geringer aus als beim Cac 40. Der britische FTSE 100 schloss mit plus 0,03 Prozent nahezu unverändert bei 8166,76 Zählern. An der Londoner Börse dürften sich Investoren mit Blick auf die Parlamentswahl im Vereinigten Königreich am Donnerstag zurückgehalten haben.
Die rechtspopulistische französische Partei Rassemblement National (RN) hatte am Sonntag wie erwartet am stärksten abgeschnitten. Sie hofft, in der zweiten Wahlrunde die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung zu holen und so an die Regierung zu kommen. Allerdings fiel ihr Vorsprung nicht so deutlich aus, wie von vielen Beobachtern befürchtet.
Zudem wollen Macron und das linke Lager versuchen, einen Sieg von Marine Le Pens Partei mit einer gemeinsamen Front bei den Stichwahlen am 7. Juli zu verhindern. Sowohl aus dem Linksbündnis als auch von Macrons Partei hiess es, man werde in den Wahlkreisen, in denen man auf dem dritten Platz gelandet sei, zugunsten der Kandidaten zurücktreten, die in der Lage sind, Le Pen zu schlagen.
«Was eine Regierung des RN für die EU bedeutet, bleibt abzuwarten», schrieb Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank und ergänzte: «Der einmal propagierte EU-Austritt und der damit verbundene Austritt aus dem Euro ist ad acta gelegt». Es sei also möglich, dass sich das RN in einer Regierung als weniger radikal erweise als befürchtet.
Im europäischen Sektorvergleich waren Bankentitel nach der Wahl in Frankreich am stärksten unterwegs. Sie hatten zuletzt erheblich unter der Aussicht auf die Wahl gelitten. Grund für die Verluste waren Sorgen von Anlegern, dass mit Frankreich ein führender EU-Staat nationale Interessen über europäische stellen könnte, was negative Folgen für die Wirtschaft in der EU haben könnte.
Vergleichsweise schwach zeigten sich hingegen die als defensiv geltenden Medizin- , Lebensmittel- und Konsumgütertitel, die eher von einem negativen Marktumfeld profitieren. (awp/mc/ps)