Europa-Schluss: Freundlicher Wochenausklang nach US-Jobbericht

Europa-Schluss: Freundlicher Wochenausklang nach US-Jobbericht

Paris/London – Europas Börsen haben sich zum Ende einer turbulenten Woche freundlich präsentiert. Nach einem guten Start verlieh ein schwacher US-Arbeitsmarktbericht den Kursen am Freitag etwas zusätzlichen Schwung. Experten zufolge ist eine baldige Straffung der amerikanischen Geldpolitik erst einmal vom Tisch. Höhere Zinsen schmälern die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Anlagen wie etwa Anleihen. Das wog für die Anleger offenbar schwerer als Sorgen, dass die weltgrösste Volkswirtschaft als Konjunkturmotor ins Stottern geraten könnte.

Der EuroStoxx50 stand nach den Jobdaten aus den USA nur vorübergehend unter Druck. Zum Handelsende wiesen die Kurstafeln ein Plus von 0,87 Prozent auf 4034,25 Punkte aus. Damit blieb der Leitindex der Eurozone zwar klar unter dem Tageshoch gleich zur Eröffnung. Auf Wochensicht verbuchte er indes einen Gewinn von knapp anderthalb Prozent. Der französische Cac 40 rückte am Freitag um 0,45 Prozent auf 6385,51 Zähler vor. Für den Londoner FTSE 100 ging es um 0,80 Prozent auf 7132,50 Punkte hoch.

Der Stellenzuwachs in der US-Wirtschaft blieb im April deutlich hinter den Erwartungen zurück. Zudem wurde die Entwicklung im Vormonat nachträglich nach unten korrigiert. Auch stieg die Arbeitslosenquote im April leicht an, während Analysten mit einem Rückgang gerechnet hatten. Immerhin legten die Stundenlöhne deutlich zu – hier war eine Stagnation erwartet worden.

Analysten zeigten sich von den Zahlen enttäuscht, kommentierten diese aber zurückhaltend. Es sei schwierig zu beurteilen, wie viel Gewicht dem Bericht beizumessen sei zu einem Zeitpunkt, an dem viele andere Indikatoren auf eine rasche Konjunkturerholung hindeuteten, hiess es beim Analysehaus Capital Economics. Thomas Gitzel, Chefökonom bei der VP Bank, erwartet derweil in den kommenden Monaten «einen umso deutlicheren Aufbau von neuen Stellen». Die US-Wirtschaft wächst zur Zeit rapide, da das nationale Impfprogramm Wirkung zeigt und die Regierung erhebliche Finanzhilfen zur Verfügung stellt.

Im europäischen Branchenüberblick gab es nur Gewinner. Am besten im marktbreiten Stoxx Europe 600 schlug sich der Subindex der Technologieunternehmen , der 2,2 Prozent gewann. Für Rückenwind sorgte die US-Technologiebörse Nasdaq, an der die Kurse stärker anzogen als an der New York Stock Exchange (Nyse).

Dagegen reichte es beim Index der europäischen Lebensmittel- und Getränkehersteller als Schlusslicht nur für ein knappes Plus. Er war zuletzt allerdings stark gelaufen. Zudem gilt die Branche als defensiv, ist also eher in einem schwachen Marktumfeld gefragt.

Derweil ging die Berichtssaison der Unternehmen in eine neue Runde. So brockte der Einbruch des Flugverkehrs in der Corona-Krise dem Buchungssystem-Anbieter Amadeus IT im ersten Quartal erneut rote Zahlen ein. Allerdings rechnet das Unternehmen mir einer Erholung des Geschäfts. Zusammen mit einer wieder wachsenden Lust der Menschen aufs Reisen und dem Erfolg der Impfprogramme rund um die Welt sollte dies Amadeus helfen, durch die Krise zu kommen, sagte Unternehmens-Chef Luis Maroto. Die Aktien gewannen unter den Favoriten im EuroStoxx 3,7 Prozent.

Für IAG-Titel ging es um drei Prozent hoch. Die British-Airways-Mutter litt zum Jahresauftakt ebenfalls weiter unter dem Einbruch des Flugverkehrs. Auch hier hofften die Anleger offenbar auf Besserung.

Enel sieht sich trotz eines schwachen Starts auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Die Citigroup-Analysten verwiesen aber darauf, dass Italiens grösster Versorger im ersten Quartal von Einmaleffekten profitiert und das eigentliche Geschäft eher enttäuscht habe. Das Unternehmen brauche zudem eine neue Wachstumsstrategie und eine bessere Kommunikation, um das verloren gegangene Vertrauen der Investoren wiederherzustellen. Die Aktien traten auf der Stelle.

Unter den schwächsten Werten im Cac 40 büssten die Anteilscheine von Credit Agricole nach anfänglichen Gewinnen letztlich 1,7 Prozent ein. Dank guter Geschäfte im Handel mit Aktien und Anleihen und einer geringeren Risikovorsorge war die französische Grossbank wie die meisten europäischen Wettbewerber mit einem kräftigen Gewinnplus ins Jahr gestartet. (awp/mc/pg)

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