Paris / London – Den Börsen Europas fehlt auf den derzeit aktuellen hohen Kursniveaus weiterhin der Schwung. Angesichts bestehender Unsicherheiten beim Thema Inflation wollen sich die Anleger nur bedingt aus dem Fenster lehnen. Positiv kam dagegen an, dass die Produktion der Industrieunternehmen in der Eurozone im September nicht so stark wie befürchtet geschrumpft war.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss am Freitag mit einem Plus von 0,28 Prozent auf 4370,33 Punkte. Für die abgelaufene Woche bedeutet das ein Miniplus. Der Stoxx 50 , der auch Werte an Nicht-Eurozonen-Ländern enthält gab zum Wochenschluss leicht nach.
Beim französischen Cac-40-Index reichte es in einem insgesamt trägen Marktumfeld sogar für ein weiteres Rekordhoch. Er schloss rund ein halbes Prozent im Plus mit 7091,40 Zählern. Der britische FTSE 100 fiel hingegen belastet vor allem von Rohstoffwerten um knapp ein halbes Prozent auf 7347,91 Punkte.
Mit Blick auf die Inflation könnte jede diesbezügliche Datenveröffentlichung, die über den Erwartungen liege, an Aktien- und Anleihemärkten zu grösseren Ausschlägen führen, sagte der Chefanlagestratege von UBS Global Wealth Management, Mark Haefele, in einer Studie. Noch aber sei das Thema nicht stark genug, die Aktienmarktrally zu beenden.
Derweil hinterlässt die hohe Inflation bereits Spuren beim Einkaufsverhalten der Menschen. Der von der Uni Michigan erhobene US-Konsumklima-Index fiel im November auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren. Das schwindende Vertrauen spiegelt «eine eskalierende Inflationsrate und die wachsende Überzeugung der Verbraucher, dass noch keine wirksamen Massnahmen entwickelt wurden, um den Schaden der Inflation zu verringern», sagte Richard Curtin, Leiter der Umfrage.
Gefragt waren Aktien von Luxusgüterunternehmen. So kamen Geschäftszahlen des Schmuck- und Uhrenkonzerns Richemont bei den Anlegern gut an. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2021/22 hatten die Genfer den Umsatz und die Profitabilität so stark gesteigert, dass sogar das Vorkrisenniveau übertroffen wurde. Die Aktie schnellte um fast elf Prozent hoch. Die Papiere anderer Branchengrössen wie Kering und LVMH waren ebenfalls gefragt.
Auch im Autosektor gab es positive Überraschungen. Der italienische Reifenhersteller Pirelli hatte nach einem starken Geschäft in den ersten neun Monaten erneut die Prognose für den Umsatz erhöht. Mit einem Plus von 3,5 Prozent setzte die Aktie ihre mittelfristige Aufwärtsbewegung fort.
Nicht ganz so gut kamen die Zahlen von Astrazeneca an. Der Pharmakonzern rutschte im dritten Quartal trotz eines kräftigen Umsatzsprungs in die roten Zahlen. Höhere Kosten für Forschung und Entwicklung und den Vertrieb, aber auch im Zusammenhang mit der Übernahme des US-Biotechnologieunternehmens Alexion belasteten. Nach der starken Entwicklung der vergangenen Wochen ging es nun um mehr als sechs Prozent nach unten. Auch der europäische Pharmasektor gemessen am Stoxx Europe 600 Health Care hinkte dem Gesamtmarkt hinterher. (awp/mc/pg)