Europa-Schluss: «Footsie» legt zu – Türkischer Leitindex sackt ab
Paris / London – Der EuroStoxx 50 hat am Montag an seine maue Vorwoche angeknüpft und geringfügig nachgegeben. Der Leitindex der Eurozone litt etwas unter dem verhaltenen Handel an der Wall Street und gab um 0,03 Prozent auf 4316,41 Punkte nach. Etwas auf die Stimmung drückte ein Einbruch der Industriestimmung im US-Bundesstaat New York.
Für den französischen Cac 40 ging es um 0,05 Prozent auf 7418,21 Punkte aufwärts. Der britische FTSE 100 («Footsie») stieg um 0,30 Prozent auf 7777,70 Zähler und profitierte damit von deutlichen Gewinnen bei den schwer gewichteten Rohstoffwerten .
Turbulenter ging es an der Istanbuler Börse zu. Dort war der Leitindex ISE 100 nach der Wahl in der Türkei zunächst um bis zu 6,4 Prozent abgesackt. Zwischenzeitlich schrumpfte das Minus auf 2 Prozent, bevor das Börsenbarometer wieder unter Druck geriet und am Ende mehr als 6 Prozent einbüsste. Börsianer verwiesen auf die Ungewissheiten in puncto Wirtschaftspolitik, da Präsident Recep Tayyip Erdogan durchaus gute Chancen auf eine Wiederwahl hat. Unter dessen Führung hatte die Wirtschaft des Landes in den vergangenen Jahren stark gelitten.
Bei der Präsidentenwahl in der Türkei erhielt Erdogan die meisten Stimmen, muss sich aber nach 20 Jahren an der Macht erstmals einer Stichwahl stellen, weil er die absolute Mehrheit von 50 Prozent verfehlte. Sein Herausforderer ist der Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu. Die Stichwahl ist für den 28. Mai geplant.
«Der grosse Gewinner war wohl Sinan Ogan, der gut 5,1 Prozent der Stimmen erhielt und die Stichwahl entscheiden könnte, je nachdem, wem er seine Unterstützung gibt», schrieb Marktanalyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda. Das gebe ihm als potenziellem Königsmacher in den nächsten Wochen eine Menge Macht.
Ogan kündigte an, eine Wahlempfehlung für Recep Tayyip Erdogan oder den CHP-Kandidaten Kemal Kilicdaroglu nur gegen Zugeständnisse zu geben. Der Rechtsaussenkandidat wolle etwa eine Zusicherung, dass «Syrer und alle anderen Flüchtlinge» die Türkei verlassen werden und zum «Kampf gegen den Terrorismus», sagte Ogan der Deutschen Presse-Agentur.
Erlam fuhr fort: «Das Ergebnis war eine böse Überraschung für die türkischen Märkte.» Ein Sieg Erdogans bedeute mehr unkonventionelle Geldpolitik, Inflation und Risiko, wofür es in den letzten Jahren mehr als genug Beweise gegeben habe.
Unter der Unsicherheit mit Blick auf die politische Entwicklung der Türkei litt besonders die Bank BBVA, deren Aktien als klares Schlusslicht im EuroStoxx mehr als vier Prozent verloren. Das Finanzinstitut ist stark in dem Land engagiert.
Der französische Versicherer Axa traut sich auf Basis einer neuen Rechnungslegung in diesem Jahr einen kräftigen Gewinnsprung zu. Die Papiere stiegen um 2,4 Prozent und gehörten zu den Top-Werten im europäischen Leitindex.
An der Spitze des Cac 40 zogen die Anteilsscheine von Alstom um 5,2 Prozent an und profitierten damit von einem positiven Analystenkommentar der US-Investmentbank Bank of America. Bei dem Zugbauer verbessere sich die Verschuldung, hiess es. (awp/mc/ps)