Paris – An Europas Börsen sind am Donnerstag nach dem deutlichen Rücksetzer zur Wochenmitte Schnäppchenjäger unterwegs gewesen. Sie nutzten nach Einschätzung von Marktanalyst Timo Emden derzeit das wieder etwas niedrigere Niveau zum Auf- und Ausbau ihrer Aktienpositionen. Stützend wirkte dabei vor allem der Schritt der Europäischen Zentralbank, wegen der Corona-Krise Notenbanken ausserhalb des Euroraums mit Euro-Liquidität zu versorgen. Der EuroStoxx50 legte bis Handelsschluss um 0,71 Prozent auf 3218,91 Punkte zu.
Tags zuvor noch hatte die um sich greifende Angst vor einer zweiten Infektionswelle mit dem Corona-Virus den Leitindex der Eurozone auf das tiefste Niveau binnen einer Woche gedrückt. Hinzu waren erneute Handelsspannungen wegen möglicher US-Zölle auf Waren aus Europa und Grossbritannien gekommen. Davor allerdings hatte sich der EuroStoxx 50 in einer beeindruckenden Rally seit dem März-Tief im Corona-Börsencrash bis Anfang Juni um fast 50 Prozent erholt.
In Paris schloss der Cac 40 an diesem Donnerstag mit plus 0,97 Prozent auf 4918,58 Punkte, während der Londoner FTSE 100 um 0,38 Prozent auf 6147,14 Punkte stieg.
Unter den 19 Branchen legte der Sektor der Finanzdienstleister mit plus 2,2 Prozent am stärksten zu, gefolgt vom Autosektor mit plus 2,0 Prozent. Nur zwei Branchen gaben nach: der Immobiliensektor mit minus 0,2 Prozent und der Reise- und Freizeitsektor mit minus 2,0 Prozent.
Die Nachricht vom Insolvenzantrag des deutschen Zahlungsabwicklers Wirecard liess die Kurse von Wettbewerbern steigen. Worldline in Paris zogen um 6,0 Prozent an. Adyen legten in Amsterdam um 1,6 Prozent zu und stehen damit wieder dicht vor ihrem erst vor zwei Tagen erreichten Rekordhoch bei 1317 Euro. Im Wirecard-Bilanzskandal geht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY mittlerweile von schwerer Kriminalität in quasi weltumspannendem Massstab aus.
Im SMI brachen die Anteilsscheine des österreichischen Sensorenherstellers AMS um 16,1 Prozent ein. Laut dem «Handelsblatt» nimmt die österreichische Finanzmarktaufsicht Aktientransaktionen des Managements rund um die Osram-Übernahme unter die Lupe.
In London sackten zudem die Easyjet -Papiere nach einer Kapitalerhöhung um 9,5 Prozent auf 670 Pence, womit die Aktien noch unter den Ausgabepreis der neuen Papiere von 703 Pence fielen. Das Unternehmen benötigt angesichts herber Verluste aufgrund der Corona-Krise flüssige Mittel und sammelte nun rund 419 Millionen Pfund (463 Mio Euro) ein. (awp/mc/pg)