Europa-Verlauf: Gewinne trotz zunehmender Unsicherheit

Europa-Verlauf: Gewinne trotz zunehmender Unsicherheit

Paris – Die wichtigsten Börsen Europas haben am Mittwoch allen Unsicherheiten zum Trotz zugelegt und damit ihre Gewinne seit dem Wochenbeginn ausgebaut. Im Fokus der Anleger standen weitere Quartalsberichte grosser europäischer Konzerne.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 stieg am späten Vormittag um 0,82 Prozent auf 3280,85 Punkte. In Paris rückte der Cac 40 um 0,88 Prozent auf 4932,73 Zähler vor. In London gewann der FTSE 100 zuletzt 0,98 Prozent auf 6095,15 Punkte.

Neben den Quartalsberichten bleiben nach wie vor die Spannungen zwischen China und den USA und die Furcht vor einer erneuten Corona-Welle wichtige Themen. Ausserdem wird weiter auf konkrete Ergebnisse aus den Diskussionen im US-Kongress über weitere Konjunkturhilfen in der Viruskrise gewartet.

Hinzu kamen nun auch noch geopolitische Unsicherheiten nach einer verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut. «Während der Innenminister des Landes die Explosion auf einen Unfall durch im Hafengebiet gelagertes Ammoniumnitrat zurückführt, schürt der US-Präsident die Spekulationen, dass doch mehr dran sein könnte», wie Jochen Stanzl von CMC Markets schrieb. Donald Trump habe von «einer Art von Angriff» gesprochen, allerdings ohne dafür Beweise vorzulegen. Seine Generäle, so gibt Stanzl Trump wieder, hätten dazu tendiert, nicht von einem Unfall auszugehen. Entsprechend hätten diese Unsicherheiten zu einem Ausbruch bei US-Staatsanleihen geführt und einem Rekordhoch beim Goldpreis, der erstmals über 2000 US-Dollar stieg.

Branchenseitig standen in Europa zuletzt Aktien aus dem Reise- und Freizeitsektor wieder vergleichsweise hoch im Kurs. Als Favorit legte die Branche um 1,7 Prozent zu. Der Nahrungs- und Getränkesektor blieb wie bereits am Vortag unter Druck. Er gab als Schlusslicht in der Branchenübersicht um 0,4 Prozent nach.

Unter den Einzelwerten waren die Aktien von Ahold-Delhaize mit plus 6,0 Prozent Favorit im EuroStoxx50. Der niederländisch-belgische Supermarktkonzern konnte im zweiten Quartal von einer steigenden Nachfrage inmitten der Corona-Pandemie profitieren. Umsatz und Gewinn legten zu. Ausserdem zeigte sich der Konzern für das laufende Jahr aller Unsicherheiten zum Trotz zuversichtlicher und erhöhte seine Ergebnisprognose.

Accor indes waren zeitweise Schlusslicht im Cac 40 mit einem Minus von fast 6 Prozent. Zuletzt erholten sie sich wieder deutlich und gaben nur noch um 0,2 Prozent nach. Die französische Hotelkette rutschte im ersten Halbjahr in die roten Zahlen und verzeichnete einen Nettoverlust von 1,5 Milliarden Euro. Nun sollen die Kosten gesenkt und an Personal gespart werden.

In Mailand kletterten die Anteilsschein der Telecom Italia (TIM) nach vorgelegten Quartalszahlen um 4,3 Prozent nach oben, nachdem sie bereits am Vortag um etwas mehr als 6 Prozent zugelegt hatten. Am Dienstag hatte TIM den für den 31. August geplanten Verkauf eines Minderheitsanteil an seinen Netzwerk-Aktivitäten an KKR nach einer Intervention der Regierung verschoben. TIM solle wohl nochmals mit dem Rivalen Open Fiber verhandeln, sagten Händler unter Verweis auf einen Medienbericht.

In London schliesslich ging es für die Papiere von Legal & General um 2,8 Prozent abwärts. Der Versicherer meldeten einen herben Gewinnrückgang im ersten Halbjahr und will die Zwischendividende nur stabil halten, was Händlern zufolge am Markt nicht gut angekommen sei. Hier sei mehr erwartet worden. (awp/mc/pg)

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