Europa-Schluss: Zum grossen Verfall verfallen die Kurse

Europa-Schluss: Zum grossen Verfall verfallen die Kurse

Paris / London – Der sogenannte grosse Verfall an Europas Börsen hat die Aktienkurse am Freitag spürbar belastet. An diesem Termin laufen Optionen und Terminkontrakte auf einzelne Aktien und Börsenindizes aus. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 war mit Gewinnen in den Handel gegangen, konnte diese aber nicht lange halten. Am Mittag, pünktlich zum Verfall der Optionen und Futures auf den EuroStoxx 50, drehte dieser ins Minus. Am Ende stand ein Verlust von 0,94 Prozent auf 4130,84 Punkte zu Buche, das war der tiefste Stand seit vier Wochen. Auf Wochensicht verlor der Index knapp ein Prozent.

In Paris gab der Cac 40 Index um 0,79 Prozent auf 6570,19 Zähler nach. In London betrug der Verlust des FTSE 100 am Freitag 0,91 Prozent auf 6963,64 Punkte.

Vom «Grossen Verfall» sprechen Börsianer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also von Optionen und Terminkontrakten auf Indizes und einzelne Aktien, auf denselben Tag fällt. Aktienkurse und Indizes sind dann auch ohne Nachrichten schwankungsanfällig, denn Investoren versuchen kurz vor dem Auslaufen dieser Derivate die Kurse in die für sie günstige Richtung zu bewegen.

Marktteilnehmer wägten zudem vor dem Wochenende ab zwischen einer weltweit robusten Wirtschaftserholung auf der einen Seite und auf der anderen Seite den Gefahren durch eine baldige geldpolitische Straffung durch die Notenbanken. Zudem spielen Risiken in China eine Rolle. Dort sorgen unter anderem Eingriffe der Regierung in die Wirtschaft sowie die Schieflage des Immobilienriesen Evergrande für Ungemach. «Kein Zweifel, die Abwärtsrisiken mehren sich, und zwar in vielerlei Hinsicht», lautete das Resümee des Analysten Craig Erlam vom Handelshaus Oanda.

Bester unter den 19 Aktiensektoren war am Freitag abermals der Reise- und Freizeitsektor mit plus 1,2 Prozent. Und wie schon am Vortag waren die Papiere von Wettanbietern wie Flutter Entertainment und Entain gesucht. Kräftig zulegen konnten erneut auch die Papiere der Luftfahrtbranche wie Easyjet und der Airline-Holding IAG . Hier stützte wie schon am Vortag die Spekulation auf eine spürbare Lockerung der Restriktionen in Grossbritannien.

Erneut schwach präsentierte sich dagegen der Rohstoffsektor mit fast vier Prozent Minus. Er fiel auf den tiefsten Stand seit sechs Monaten. Der Rückgang der Eisenerzpreise belastete die Kurse der Bergwerksgesellschaften. Rio Tinto gaben um 3,6 Prozent nach und BHP Billiton um 4,8 Prozent. Der Eisenerzpreis rutschte unter 100 US-Dollar je Tonne, weil China die Stahlproduktion drosseln will.

Die Titel der britischen Bank HSBC legten um 1,9 Prozent zu, gestützt von positiven Analystenkommentaren. So hatten die Investmenthäuser Barclays Bank und RBC die Papiere neu zum Kauf empfohlen. (awp/mc/pg)

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