Europa-Schluss: Atempause nach Wochenauftaktsrally
Paris / London – Nach der Erholungsrally zum Wochenstart sind die Anleger an Europas wichtigsten Aktienmärkten am Dienstag wieder etwas vorsichtiger geworden. «Die Bullen holen Luft», kommentierte Marktanalyst David Madden von CMC Markets UK die aktuelle Zurückhaltung der Optimisten unter den Marktteilnehmern. Zugleich gehe das Hoffen auf den Aufschwung weiter, ergänzte sein Kollege Konstantin Oldenburger aus Frankfurt. Begünstigt werde dies durch das Bemühen um ein gemeinsames europäisches Konjunkturpaket.
Der EuroStoxx 50 beendete den Handel mit einem Abschlag von 0,32 Prozent auf 2902,58 Punkte. Unter anderem getrieben von positiven Nachrichten über einen Impfstoffkandidaten war der Leitindex der Eurozone tags zuvor um rund 5 Prozent hochgesprungen. Damit hatte er seine Verluste aus der vergangenen Woche komplett wettmachen können. In Paris schloss der Cac 40 am Dienstag 0,89 Prozent tiefer auf 4458,16 Punkte. Der FTSE 100 in London verlor 0,77 Prozent auf 6002,23 Zähler.
Unter den 19 Branchen in Europa war an diesem Tag die Telekombranche am schwächsten mit minus 2,7 Prozent. Hier ragten vor allem die Aktien von Telefonica mit minus 9,4 Prozent negativ heraus und die der Telecom Italia , die um 8,6 Prozent einbrachen. Für die Italiener war es im ersten Quartal operativ nicht sonderlich gut gelaufen: Umsatz und operatives Ergebnis fielen schlechter aus als vom Markt erwartet. Zudem will Telecom Italia einen Minderheitsanteil seiner Mobilfunkturm-Sparte Inwit verkaufen, um den hohen Schuldenberg zu reduzieren.
Zu Telefonica gab es keine aktuellen Nachrichten. Analyst Markus Jost von Independent Research verwies in seiner Studie an diesem Dienstag allerdings darauf, dass abgesehen von den jüngst enttäuschenden Quartalszahlen auch die vom Konzern angekündigte Grossfusion im britischen Markt nur auf den ersten Blick positiv erscheine. Zwar bauten die Spanier so ihre Marktstellung in Grossbritannien deutlich aus, doch der Preis für Virgin Media könnte zu hoch sein, gibt Jost zu bedenken.
In London standen unter den Einzelwerten die Tui-Aktien im Blick mit einem Kursgewinn von 0,9 Prozent. Der Reisekonzern zieht eine Trennung von Verlustbringern in Erwägung. Zunächst solle aber versucht werden, die entsprechenden Unternehmensteile wieder fit zu machen. Imperial Brands litten im «Footsie» unter einem Gewinneinbruch im abgelaufenen Geschäftshalbjahr samt Dividendenkürzung. Die Papiere büssten als Schlusslicht 6,5 Prozent ein.
In der Schweiz gewannen die Papiere von Richemont 1,0 Prozent. Der Luxusgüterkonzern hat im Rahmen einer Bond-Emission insgesamt 2 Milliarden Euro am Finanzmarkt aufgenommen. Die Transaktion sei bei Anlegern auf grosses Interesse gestossen, hatte Richemont am Montagabend mitgeteilt. (awp/mc/ps)