Europa Schluss: Verluste – Erholung am Vortag nicht nachhaltig
Paris / London – Die Börsen Europas haben ihre deutlichen Erholungsgewinne vom Mittwoch wieder weitgehend eingebüsst. Die US-Konjunkturdaten an diesem Donnerstag waren mehrheitlich robust ausgefallen und sprechen laut Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets dagegen, dass die US-Notenbank das Tempo aus ihren Leitzinsanhebungen nehmen müsste.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss mit minus 1,26 Prozent auf 3823,29 Punkten knapp über seinem kurz zuvor erreichten Tagestief. Der französische Cac 40 gab um 0,95 Prozent auf 6517,97 Zähler nach. Der britische FTSE 100 konnte sich trotz der Stärke der Ölwerte letztlich nicht mehr im Plus halten und sank um 0,37 Prozent auf 7469,28 Zähler.
Am Freitag stehen noch weitere US-Konjunkturdaten auf der Agenda der Börsianer, die laut Oldenburger «für Bewegung vor Heiligabend» sorgen könnten. So werde mit Spannung auf den Preisindex für die persönlichen Ausgaben gewartet, da dieser wird von der Fed genau beobachtet werde. Ausserdem werden die Konsumausgaben veröffentlicht.
Nachdem tags zuvor alle Branchen in Europa zugelegt hatten, gaben sie am Donnerstag wieder alle nach. Am besten hielt sich der Öl- und Gassektor mit minus 0,2 Prozent. Die Auto– sowie die Technologiebranche waren mit jeweils minus 2,5 Prozent die Schlusslichter.
Technologiewerte litten unter schwachen Quartalszahlen und einem trüben Ausblick des US-Speicherchip-Herstellers Micron Technology. Der grösste US-Speicherchiphersteller hatte für das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres einen Umsatzeinbruch sowie einen hohen Verlust gemeldet. Auch für das laufende Jahresviertel erwartet er wenig Besserung und sprach vom grössten Überangebot in der Branche seit mehr als einem Jahrzehnt. Deshalb sollen mit massiven Investitionskürzungen, einem Stellenabbau und Einschnitten bei der Vergütung des Managements die Kosten gesenkt werden. Zudem wurde ein Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt.
Im EuroStoxx sackten daraufhin die Papiere des Chipindustrie-Ausrüsters ASML um 4,1 Prozent ab. STMicroelectronics gaben im Cac 40 um 3,5 Prozent nach.
Besser sah es bei Banken aus. Marktexperte Andreas Lipkow verwies auf günstige Signale vom chinesischen Immobilienmarkt. «Es zeichnet sich eine Beruhigung im chinesischen Immobiliensektor ab, die auch im internationalen Finanz- und Bankensektor die Wogen weiter glätten sollte», so Lipkow. Nordea zogen um 0,7 Prozent an, ING und BNP Paribas gaben nur moderat nach.
In London standen die Anteile von ABRDN im Blick und büssten knapp drei Prozent ein. Finanzchefin Stephanie Bruce verlässt den Vermögensverwalter, der nun nach einem Nachfolger sucht. (awp/mc/ps)