Paris / London – Der sich wieder zuspitzende Konflikt um die Ukraine hat am Donnerstag die Stimmung an Europas Börsen eingetrübt. US-Präsident Joe Biden befürchtet trotz aller Beteuerungen aus Moskau einen russischen Einmarsch in die Ukraine in den nächsten Tagen. Russland seinerseits hat die USA zum Abzug ihrer Streitkräfte aus Zentral-, Ost- und Südosteuropa und aus dem Baltikum aufgefordert. Angesichts der verhärteten Fronten fiel der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,58 Prozent auf 4113,19 Punkte.
«Die Ukraine-Krise ist noch nicht gelöst», schrieben die Analysten von BCA Research. Zwar liessen sich die USA sicher nicht in eine kriegerische Auseinandersetzung in der Ukraine hineinziehen. Die Nato-Partner der USA befänden sich jedoch «gleich nebenan» und dürften der Ukraine Hilfe leisten. Die Investoren sollten sich jedenfalls auf weitere Kursverluste gefasst machen.
Beim französischen Cac 40 hielt sich der Verlust mit 0,26 Prozent auf 6946,82 Punkte in Grenzen. Der Abschlag des britischen FTSE 100 fiel mit 0,87 Prozent auf 7537,37 Punkte grösser aus. Hier belastete die Schwäche der zahlreichen Öl- und Rohstoffwerte.
Angesichts des Konflikts um die Ukraine traten die Quartalsberichte von Unternehmen fast schon in den Hintergrund. Gleich mehrere französische Konzerne überzeugten mit ihren Ergebnissen. Kering lagen an der Spitze des EuroStoxx 50 und zogen um rund fünf Prozent an. Die rege Nachfrage nach Luxusmarken hatte den Franzosen 2021 einen Umsatz- und Gewinnsprung beschert.
Auch der zuversichtliche Ausblick von Schneider Electric kam gut an. Der französische Elektrokonzern will beim Ergebnis stärker wachsen, als es Analysten bislang erwartet hatten. Die Aktie gewann bis zu 2,7 Prozent, zollte dann jedoch der allgemeinen Börsenschwäche Tribut und schloss ein halbes Prozent höher.
Gefragt waren Carrefour mit einem Kursplus von knapp fünf Prozent. Der Einzelhandelskonzern will nach einem Umsatz- und Gewinnanstieg eine höhere Dividende zahlen.
Air France-KLM sackten dagegen um fast acht Prozent ab. Die Fluggesellschaft wagt nach einem weiteren Milliardenverlust noch keine Prognose für das laufende Jahr.
Der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser will trotz der weiterhin hohen Rohstoffpreise im laufenden Jahr wieder profitabler werden. Das verhalf dem Kurs des Herstellers von Marken wie Calgon und Clearasil zu einem Plus von fast sechs Prozent.
Nicht ganz so glänzend lief es dagegen bei Nestlé. Der schweizerische Lebensmittelkonzern war im vergangenen Jahr zwar etwas stärker gewachsen als erwartet. Allerdings bremsten steigende Kosten die Profitabilität. Die Aktien traten auf der Stelle. (awp/mc/ps)