Paris / London – Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Donnerstag auch nach der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ihren guten Lauf fortgesetzt. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone kletterte um 0,67 Prozent nach oben auf 3845,64 Punkte und hat damit in dieser Woche bereits 4,8 Prozent gewonnen.
Der Pariser Leitindex Cac 40 stieg am vorletzten Handelstag der Woche um 0,72 Prozent über die Marke von 6000 Punkten auf 6033,76 Zähler. Über dieser runden Marke hatte er zuletzt im Februar 2020 vor Beginn des Corona-Crashs gestanden. Für den Londoner FTSE 100 ging es um 0,17 Prozent auf 6736,96 Punkte nach oben.
Laut der EZB bleiben sowohl das milliardenschwere Ankaufprogramm für Anleihen als auch der Leitzins unverändert. Die Währungshüter seien aber gewillt, die Flexibilität des Corona-Notprogramms künftig stärker auszunutzen, schrieb Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg in einem Kommentar. Die Notenbank will die Ankäufe von Anleihen im zweiten Quartal deutlich beschleunigen. Händler sehen darin das Ziel, die zuletzt gestiegenen Renditen wieder zu drücken. Diese hatten den Aktienmarkt in jüngster Vergangenheit immer wieder teils kräftig ausgebremst.
Positive Impfstoff-Nachrichten betrafen die Zulassung eines vierten Corona-Impfstoffs durch die Europäische Union. So kann ab sofort auch das Mittel des US-Herstellers Johnson & Johnson genutzt werden. Die EU-Kommission genehmigte dies am Donnerstag auf Empfehlung der Arzneimittelbehörde EMA. Bei dem Mittel reicht – anders als bei anderen Präparaten – eine einzige Spritze, was das Impf-Tempo beschleunigen kann.
Dagegen entschied Dänemark, den Gebrauch des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca vorsorglich auszusetzen. Grund sind Berichte über vereinzelte ernsthafte Erkrankungen nach Impfungen mit dem Mittel. Die Aktien von Astrazeneca verloren zweieinhalb Prozent.
Aus Branchensicht waren am Donnerstag Reise- und Freizeitwerte sowie Technologiewerte europaweit am meisten gefragt. Ihre Sektorindizes legten um 2,5 Prozent beziehungsweise 2,4 Prozent zu. Die Anteile des Glücksspielkonzerns Flutter Entertainment gewannen an der EuroStoxx Spitze fünfeinhalb Prozent, die des Zahlungsabwicklers Adyen folgten mit plus 5,3 Prozent.
Schwächster Sektor waren die Banken mit einem Minus von 1,6 Prozent. Entsprechend standen die Aktien der britischen Grossbank HSBC mit einem Minus von 4,7 Prozent ganz unten im Stoxx-50-Index.
Der italienische Versicherer Generali verbuchte im abgelaufenen Jahr prozentual zweistellige Wachstumsraten in der Schaden- und Unfallversicherung. Dies sowie die brummende Vermögensverwaltung liessen das operative Ergebnis leicht über den bisherigen Rekordwert aus dem Vorjahr steigen. Die Folgen der Corona-Pandemie belasteten operativ kaum. Die Generali-Aktien stiegen um 0,9 Prozent. (awp/mc/ps)