Paris / London – Europas Börsen haben am Freitag leichte Gewinne verzeichnet. Der EuroStoxx50 gewann am späten Vormittag 0,33 Prozent auf 3875,99 Punkte.
Der französische Cac 40 tendierte 0,29 Prozent höher mit 6575 Punkten, während der britische FTSE 100 mit 7467,74 Punkten auf der Stelle trat.
An den Märkten herrschte vor dem Wochenende Zurückhaltung. Erneute konjunkturelle Warnsignale dämpften die Kauflaune. Der Ifo-Geschäftsklimaindex für März unterstrich die Risiken, indem er den stärksten Rückgang seit März 2020 verzeichnete. «Die Botschaft des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers ist eindeutig: Die deutsche Wirtschaft rutscht mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Rezession», stellte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank fest.
Der britische Einzelhandel erzielte zudem im Februar etwas weniger Umsatz als im Vormonat. Die Erlöse seien gegenüber Januar um 0,3 Prozent gefallen, teilte das Statistikamt ONS mit. Analysten hatten dagegen mit einem Zuwachs von im Schnitt 0,7 Prozent gerechnet.
Kapitalmarktanalyst Robert Halver von der Baader Bank blickt angesichts derartiger Hiobsbotschaften lieber nach vorn: «Bei Befriedung des Ukraine-Konflikts und einer weltkonjunkturellen Beruhigung werden europäische und deutsche Aktien gerade wegen ihrer zyklischen sowie export- und Value-orientierten Ausrichtung gefragt sein und ihren Rückstand zu Amerika aufholen.»
Für die bis dahin drohende schwierige Phase macht Halver zumindest ein Trostpflaster aus. «Eine willkommene Sorgenpause für in Deutschland und Europa investierte Anleger bietet die bevorstehende Dividendensaison», betonte der Analyst angesichts «3,2 Prozent Dividendenrendite im Euroraum und 3,6 Prozent in einem reinen Dividendenindex».
Banken knüpften an die schwache Entwicklung vom Vortag an. Sorgen vor einer Rezession mit entsprechenden Auswirkungen auf das Kreditwesen belasteten. Auch Ölwerte gaben leicht nach. «Die EU hat sich bei ihrem gestrigen Gipfeltreffen nicht auf einen Einfuhrstopp für russisches Öl verständigen können, da sich einige Länder mit hoher Abhängigkeit von Ölimporten aus Russland dagegen ausgesprochen haben», so Rohstoffanalyst Carsten Fritsche von der Commerzbank. «Damit sind die Sorgen vor einer weiteren Angebotsverknappung vorerst gebannt.»
Besser sah es bei den Technologiewerten aus, die den starken Vorgaben der Nasdaq folgten. Das Schwergewicht ASML stützte den Sektor mit einem Plus von 1,5 Prozent. Auch Immobilienwerte waren gefragt. Jefferies hatte die Aktie von British Land auf «Hold» nach oben gestuft. Der Wert gewann 1,6 Prozent.
Aktien von Zur Rose unternahmen nach dem Einbruch am Vortag einen Erholungsversuch um 4,3 Prozent. Warburg Research hatte das Kursziel zwar von 390 auf 370 Franken gesenkt, die Einstufung nach dem jüngsten Kursrutsch aber auf «Buy» belassen. Trotz vieler negativer Nachrichten sei das Kurspotenzial der Aktie immer noch überzeugend, betonte Analyst Michael Heider. Aktuell notiert die Aktie bei rund 117 Franken. (awp/mc/pg)