Europa-Schluss: Zumeist Gewinne – Deutsches Finanzpaket treibt an

Paris/London/Zürich – Der EuroStoxx50 hat am Mittwoch deutlich zugelegt und damit seine Schwäche vom Vortag fast wettgemacht. Der Leitindex der Eurozone reagierte damit auf Pläne zu umfangreichen Investitionen in die Infrastruktur und Rüstung in Deutschland. Die Schuldenbremse soll für Verteidigungsausgaben gelockert und zudem ein Sondervermögen für Infrastruktur mit 500 Milliarden Euro geschaffen werden. Der alte Bundestag soll die Änderungen rasch beschliessen.
Der EuroStoxx gewann 1,89 Prozent auf 5.489,12 Punkte. Ausserhalb der Eurozone stieg der Schweizer SMI um 0,82 Prozent auf 13.112,75 Zähler. Der FTSE 100 hingegen gab in London geringfügig auf 8.755,84 Punkte nach. Britische Unternehmen profitieren in Summe kaum direkt von dem deutschen Finanzpaket.
Der Experte Maximilian Kunkel von der Bank UBS äusserte sich positiv zu den Absichten der grössten Volkswirtschaft Europas: «Das entschlossene, reformorientierte Vorgehen der neuen Regierung könnte das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern deutlich verbessern und gepaart mit weiteren Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank privatwirtschaftliche Ausgaben ankurbeln, bevor fiskalpolitische Impulse zum Tragen kommen.» Dies könnte aus seiner Sicht auch einen wichtigen Ausgleich zu den Unsicherheiten um die US-Handelspolitik mit sich bringen.
Infrastrukturwerte legten deutlich zu. Saint-Gobain gewannen in Paris fast 9 Prozent und Holcim in Zürich 6 Prozent. Die Aktien des Zugherstellers Alstom schnellten um gut 15 Prozent in die Höhe, und die Aktionäre des Stahlkochers ArcelorMittal freuten sich über ein Plus von 10,5 Prozent.
Unter den Rüstungswerten kletterten Thales um 7,6 Prozent nach oben. «Angesichts der Zeitenwende für die europäische Rüstungsindustrie gingen die positiven Jahreszahlen fast unter», schrieb Analyst Robert Czerwensky von der DZ Bank, der die Aktie zum Kauf empfohlen hatte.
Autowerte erholten sich angesichts der Hoffnungen auf positive konjunkturelle Impulse von den jüngsten Rückschlägen durch die US-Zollpolitik. Renault etwa gewannen zwei Prozent.
Schwächer entwickelten sich die defensiven Werte. Am Ende des Feldes lagen die Immobilientitel mit minus 3,5 Prozent. Kräftig anziehende Anleiherenditen setzten den zinssensitiven Werten zu, denn höhere Zinsen verteuern die Schuldenaufnahme und schlagen in der Tendenz auch negativ auf die Bewertung der Aktien durch. (awp/mc/pg)