Paris / London – Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Freitag ihre deutlichen Vortagesverluste mehr als verdoppelt. Marktteilnehmer quittierten den anhaltenden Ukraine-Krieg mit massiven Verkäufen. Ein Brand auf dem Gelände des grössten europäischen Atomkraftwerks in Saporischschja hatte die Verunsicherung an den Finanzmärkten nochmals angeheizt. Die Öl- und Rohstoffpreise hielten sich auf weiterhin hohem Niveau und befeuerten damit Rezessions- und Inflationsängste.
Der EuroStoxx50 schloss mit einem Minus von 4,96 Prozent bei 3556,01 Punkten. Daraus resultierte für den Leitindex der Eurozone ein Wochenverlust von mehr als zehn Prozent. Der französische Cac 40 büsste am Freitag 4,97 Prozent auf 6061,66 Punkte ein. Der britische FTSE 100 gab um 3,48 Prozent auf 6987,14 Punkte nach.
«An den Märkten brennt es derzeit lichterloh», konstatierte Marktanalyst Timo Emden von Emden Research. Viele Investoren stellten sich nun die Frage, ob aus der jüngsten Verlustserie ein Crash wird. «Für Anleger gilt derzeit nur das Prinzip Sicherheit und den weiteren Verlauf des geopolitischen Konflikts zu beobachten. Gerade über das Wochenende könnten neue Entwicklungen viele auf den falschen Fuss erwischen. Dass Fed-Chef Jerome Powell an seinen Plänen im Hinblick auf die Zinswende trotz des andauernden Krieges festhalten will, sorgt für eine zusätzliche Portion Unbehagen an den Märkten», so Emden.
Alle Sektoren verzeichneten Verluste. Am stärksten verloren die Bankenwerte. Entsprechend waren die Papiere von Intesa Sanpaolo und von ING mit Kursabschlägen von jeweils über neun Prozent die Schlusslichter im EuroStoxx-50-Index.
Versorger stabilisierten sich unterdessen etwas nach den jüngsten starken Abgaben, auch wenn sie sich dem Abwärtssog nicht ganz entziehen konnten. Die Abhängigkeit von russischen Gasimporten sei geringer als befürchtet, schrieb Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs. Das Schwergewicht Iberdrola verlor lediglich 1,2 Prozent und war damit zweitbester Wert im EuroStoxx. (awp/mc/pg)