Europa-Schluss: Gewinne zu Wochenbeginn – Zinsangst lässt nach

Europa-Schluss: Gewinne zu Wochenbeginn – Zinsangst lässt nach

Paris – An den europäischen Börsen haben die Anleger am Montag letztlich der Furcht vor womöglich schneller als gedacht steigenden Zinsen getrotzt. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 machte anfängliche Verluste schnell wett und schloss 0,71 Prozent höher bei 4112,33 Punkten.

Am vergangenen Freitag hatte der Grosse Verfallstag die Kurse purzeln lassen. Die Talfahrt war an diesem Vormittag zunächst kurz weitergegangen, fand aber bei etwas unter 4050 Zählern ihr einstweiliges Ende.

Die Anleger hatten zu Wochenbeginn zunächst weiterhin verunsichert auf die Aussagen des Präsidenten der regionalen US-Notenbank (Fed) von St. Louis, James Bullard, vom Freitag reagiert, wonach die Inflationsentwicklung womöglich eine Leitzinserhöhung schon Ende 2022 erfordert. Das hatte auf hohen Kursniveaus erst einmal für Gewinnmitnahmen gesorgt. Erst zwei Tage zuvor hatten die Zinsprojektionen der Fed auf eine Leitzinsanhebung erst im Jahr 2023 hingedeutet. Höhere Zinsen lassen Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren unattraktiver erscheinen.

«In gewisser Hinsicht verhalten sich die Anleger so, als ob die US-Notenbank ihre Unterstützung für die US-Wirtschaft vollständig einstellen würde, auch wenn nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte», schrieb Marktanalyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets. Im weiteren Handelsverlauf am Montag hätten dann aber doch Schnäppchenjäger zugegriffen und die Kurse so gestützt.

Der französische Cac 40 drehte ebenfalls ins Plus und gewann am Ende 0,51 Prozent auf 6602,54 Punkte. Für den Londoner FTSE 100 ging es um 0,64 Prozent auf 7062,29 Zähler hoch.

Gefragt waren unter anderem Papiere aus dem Chemiesektor , der 1,7 Prozent gewann. Die Papiere von Air Liquide hatten zwischenzeitlich ein Rekordhoch erklommen und gingen 2,5 Prozent höher aus dem Handel. JPMorgan-Analyst Chetan Udeshi sieht den Industriegasekonzern vor einer mehrjährigen Phase schnelleren Wachstums. Die Nase vorn im Sektortableau hatte die ebenfalls als sehr konjunkturabhängig geltenden Automobilbranche mit einem Plus von 3,0 Prozent.

Reise- und Freizeitwerte hingegen legten europaweit nur um 0,4 Prozent zu. Für Ungemach hatte die sich auf dem Kontinent ausbreitende Coronavirus-Variante Delta gesorgt, die als wesentlich ansteckender gilt als andere Mutationen. Die Aktien des Buchungssystemanbieters Amadeus IT schlossen im EuroStoxx leicht im Minus und nahmen damit nicht an der allgemeinen Markterholung teil.

Bei der britischen Supermarktkette Morrison war das Übernahmeangebot des amerikanischen Finanzinvestors Clayton Dubilier & Rice (CD&R) auf Zurückweisung gestossen – sehr zur Freude der Anleger. Denn die Papiere schnellten um gut 35 Prozent nach oben und erreichten damit das höchste Niveau seit 2018. Auch die Kurse anderer britischer Supermarktkonzerne wie Sainsbury und Tesco wurden davon beflügelt mit plus 3,8 beziehungsweise plus 2,2 Prozent.

Das Interesse an Morrison wirke sich positiv auf die britische Lebensmittelbranche aus, wo die Bewertungen noch vergleichsweise günstig seien, erläuterte Analyst Thomas Davies von der Berenberg Bank. CD&R bietet für Morrison laut Marktteilnehmern offenbar viel zu wenig, um Gegenangebote abzuschrecken. (awp/mc/pg)

Euronext
Aktueller Stand Eurostoxx50 bei Google

Schreibe einen Kommentar