Europa-Schluss: Weitere Verluste nach starkem Wochenauftakt
Paris / London – An den europäischen Handelsplätzen hat es am Donnerstag meist Verluste gegeben. Der EuroStoxx 50 fiel am Ende um 0,59 Prozent auf 4208,30 Punkte und knüpfte so an seine Verluste vom Vortag an. Durch zwei starke Tage zu Wochenbeginn bleibt die Wochenbilanz des Leitindex der Eurozone aber klar positiv: Gut drei Prozent hat er bisher zugelegt.
Auf Länderebene fielen die Verluste am Donnerstag aber vielerorts geringer aus. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,09 Prozent auf 7008,23 Punkte nach unten. Der britische FTSE 100 fiel auch vergleichsweise moderat um 0,22 Prozent auf 7321,26 Zähler. Der Schweizer SMI konnte sogar knappe Gewinne für sich verbuchen.
Nachdem es zuletzt Optimismus verbreitete, dass Infektionen mit der Coronavirus-Variante Omikron wohl eher milde verlaufen und Booster-Impfungen offenbar wirksam sind, halten die Sorgen vor wirtschaftlichen Risiken durch die Variante an. Dem Comdirect-Marktbeobachter Andreas Lipkow zufolge war die Stimmung an den Finanzmärkten auch angespannter, weil sich eine Insolvenz des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande immer deutlicher abzeichnet.
Im Sektorvergleich schlugen sich die Gesundheitswerte mit einem Anstieg des Teilindex Stoxx Europe 600 Health Care um 0,6 Prozent letztlich am besten. Dahinter folgten Medien- und Versorgeraktien mit Anstiegen um maximal ein halbes Prozent. Unter Druck standen dagegen die Sektoren Technologie und Öl/Gas mit Rücksetzern um 0,8 und 1,2 Prozent. Der Ölpreis war am Donnerstag unter Druck geraten.
Im Mediensektor stand der französische Konzern Vivendi im Blickfeld, weil er dem Finanzinvestor Amber Capital seinen knapp 18-prozentigen Anteil an der Verlags- und Mediengruppe Lagardere abkaufen will. Während dies die Lagardere-Titel mit knapp fünf Prozent ins Plus hievte, schafften die Aktien von Vivendi ein Plus von 0,4 Prozent. Im Anschluss soll eine Offerte zur Komplettübernahme von Lagardere folgen. Wie es hiess, waren die Pläne von Vivendi bekannt, allerdings hatten viele Investoren wohl erst später damit gerechnet.
Die Aktien der italienischen Bank Unicredit zogen gegen den verhaltenen Branchentrend kräftig um 10,8 Prozent an. Sie erreichten damit ein Hoch seit Februar 2020. Die Hypovereinsbank-Mutter will den Gewinn in den kommenden Jahren über sinkende Kosten und wachsende Erträge deutlich steigern sowie mindestens 16 Milliarden Euro in Aktienrückkäufe und Dividenden stecken.
Dagegen büssten die Anteilsscheine von Rolls-Royce nach Aussagen zur aktuellen Geschäftsentwicklung in London 3,4 Prozent ein. Dass der britische Triebwerksbauer wieder Barmittel generieren konnte, half ihm nicht. Kursverluste auch bei Airbus und diversen Fluggesellschaften zeigten, dass die ganze Luftfahrtbranche am Donnerstag nicht begehrt war. (awp/mc/ps)