Paris / London – Die Anleger an Europas wichtigsten Börsen haben nach einem verhaltenen Start etwas Mut gefasst. Neben erfreulichen Konjunkturdaten stützte am Dienstag die Hoffnung, dass die US-Notenbank (Fed) auf ihrer anstehenden Sitzung ihre ultralockere Geldpolitik bekräftigen wird, die Kurse.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,47 Prozent höher bei 3332,26 Punkten. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,32 Prozent auf 5067,93 Punkte bergauf und der britische FTSE 100 («Footsie») gewann angesichts starker Rohstoffwerte 1,32 Prozent auf 6105,54 Zähler.
Der stark konjunkturzyklische Rohstoffsektor profitierte von überraschend guten Wirtschaftsdaten aus China. Im August hatten sich sowohl die Industrieproduktion als auch der Einzelhandelsumsatz sowie die Investitionen in Sachanlagen besser als zuletzt und als erwartet entwickelt.
Zudem hatten sich die vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung erhobenen Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im September überraschend aufgehellt. Sie lägen nun «auf dem höchsten Niveau seit dem Jahr 2000», schrieben die Experten der Landesbank Helaba. «Weder die Brexit-Sorgen noch die erhöhten Corona-Neuinfektionen haben den Ausblick getrübt.» Damit sei die Indikation für das kommende Ifo-Geschäftsklima positiv. «Insgesamt wird eine kräftige Erholung der Wirtschaft im dritten Quartal angezeigt.»
Bei Hennes & Mauritz konnten sich die Aktionäre über einen Kurssprung von knapp 11 Prozent sowie das höchste Kursniveau seit über drei Monaten freuen. Damit waren die Anteilsscheine der mit Abstand grösste Gewinner im Leitindex OMX Stockholm 30 . Der schwedische Modehändler hatte laut Eckdaten bereits im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal wieder einen operativen Gewinn erzielt. Analysten sahen die Ergebnisentwicklung unisono über den Erwartungen.
Die Aussagen von H&M sollten sich positiv auf die gesamte Branche auswirken, insbesondere auf Next , auf die Primark-Mutter AB Foods und auf Inditex . Deren Papiere legten um bis zu gut fünf Prozent zu.
An der Spitze des «Footsie» schnellten die Anteilsscheine des Online-Supermarktes Ocado um fast elf Prozent nach oben. Während der Virus-Pandemie ist die Nachfrage nach Lebensmittellieferungen dem Unternehmen zufolge so stark, dass es erst jetzt damit begonnen habe, eine Warteliste von rund einer Millionen potenzieller Kunden in Grossbritannien abzuarbeiten.
Die Aktien von Fiat Chrysler zogen in Mailand um rund neun Prozent an, obwohl der Autobauer angekündigt hatte, vor der Fusion mit Konkurrent PSA eine deutlich geringere Sonderdividende auszuschütten als ursprünglich geplant. Allerdings dürften sich die Anleger, die sich durch die Fusionsvereinbarung Fiat Chrysler begünstigt sähen, in ihrer Einschätzung bestätigt fühlen, schrieb Analyst David Lesne von der Schweizer Grossbank UBS. Die PSA-Titel gewannen nur gut zwei Prozent. (awp/mc/ps)