Paris / London – Die Aussicht auf eine noch längere Zeit sehr lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag die Erholung an den meisten europäischen Börsen angetrieben. Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone stieg um 0,80 Prozent auf 4059,05 Punkte und legte damit den Kursrutsch vom Wochenbeginn endgültig ad acta. In den vergangenen drei Tagen legte er um mehr als drei Prozent zu.
Die Geldschleusen der EZB bleiben weit geöffnet. In der ersten Zinssitzung nach der Verabschiedung einer neuen geldpolitischen Strategie bekräftigten Europas Währungshüter ihren expansiven Kurs mit Zinsen auf Rekordtief und milliardenschweren Anleihekäufen. «Die Hürde für Zinserhöhungen wurde nochmals angehoben», sagte Volkswirtin Ulrike Kastens vom Vermögensverwalter DWS . Die EZB fahre eine «Politik der ruhigen Hand».
Der französische Leitindex Cac 40 rückte daraufhin um 0,26 Prozent auf 6481,59 Punkte vor. In London gab der FTSE 100 gegen den Trend um 0,43 Prozent auf 6968,30 Punkte nach. Hier belastete unter anderen ein erstarktes Pfund. Mit diesem drohen sich die internationalen Wettbewerbschancen britischer Unternehmen einzutrüben.
Der zuletzt wieder gestiegene Risikoappetit der Anleger beförderte wie schon am Vortag vor allem die Kurse im Touristik- und Freizeitsektor weiter nach oben. Der entsprechende Branchenindex legte um 2,6 Prozent zu.
Wegen steigender Rohstoffkosten hat Unilever die eigenen Vorgaben für die Profitabilität gekappt. Das belastete die Konsumgüterbranche, die mit 0,45 Prozent Abschlag am deutlichsten nachgab. Unilever-Papiere sackten in London um fast 6 Prozent ab. In ihrem Fahrwasser büssten Reckitt Benckiser 2,4 Prozent ein. Auch die Aktien grosser Lebensmittelkonzerne wie Danone und Nestlé mussten Federn lassen.
In der Schweiz dominierte ebenfalls die Saison der Quartalsberichte das Geschehen. Deutliche Kursverluste der Schwergewichte Roche (-3,6%) und Nestlé (-1,6%) drückten den Leitindex SMI um 0,37 Prozent ins Minus. Mit Blick auf das Zahlenwerk von Roche bemängelten Analysten, dass die Aussagen des Pharmariesen zum Umsatzwachstum auf eine deutliche Abschwächung im zweiten Halbjahr hindeuteten.
Aktien des Industriekonzerns ABB legten dagegen um 1,5 Prozent zu. Anleger freuten sich über unerwartet gute Quartalszahlen und einen optimistischeren Ausblick des Unternehmens für das Jahr.
Eine Kaufempfehlung der kanadischen Bank RBC schob die Aktien des Glücksspielanbieters Flutter um 4 Prozent nach oben. (awp/mc/ps)