Paris – Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Freitag leicht im Minus geschlossen, aber dennoch eine starke Wochenbilanz verzeichnet. Börsianer sprachen von einigen Gewinnmitnahmen nach der Erholungsrally der vergangenen Handelstage. Ungeachtet des weiter offenen Ausgangs der US-Präsidentenwahlen richtete sich der Blick der Anleger wieder mehr auf die sich verschärfende Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben.
Der EuroStoxx50 schloss mit einem Verlust von 0,36 Prozent bei 3204,05 Punkten. Damit beträgt das Wochenplus für den Leitindex der Eurozone eindrucksvolle 8,3 Prozent, nach einem Minus in der Vorwoche von 7,5 Prozent. Der französische Cac 40 sank am Freitag um 0,46 Prozent auf 4960,88 Punkte, während der britische FTSE 100 um 0,06 Prozent auf 5910,02 Zähler stieg.
«Die Frage, wer der nächste US-Präsident sein wird, spielt für die grundsätzliche Richtung an den internationalen Aktienbörsen mittel- und langfristig nur eine untergeordnete Rolle – zumal weder Biden noch Trump über eine geschlossene Mehrheit im Kongress verfügen würden und ihre geplanten Vorhaben nur mit Abstrichen umsetzen können?, schrieb Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Die wichtigen Einflussfaktoren seien nach wie vor die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie, die wirtschaftliche Erholung sowie die sehr lockere geldpolitische Ausrichtung der Notenbanken, so Mumm.
Im europäischen Branchenvergleich gab es vor dem Wochenende fast nur Verlierer. Mit am meisten Federn lassen mussten im marktbreiten Stoxx Europe 600 die Aktien von Unternehmen aus der Autoindustrie sowie Bankenwerte. Ihre Subindizes büssten 1,7 beziehungsweise 1,0 Prozent ein. Am besten behauptete sich im schwachen Marktumfeld der Rohstoffsektor mit einem Plus von 2,0 Prozent.
Beim Uhren- und Schmuckkonzern Richemont konnten sich die Aktionäre über einen Kursanstieg von 8,9 Prozent freuen. Die gute Nachfrage in China im zweiten Geschäftsquartal half den Schweizern, die deutlichen Einbussen in Europa, den USA und Japan abzufedern.
Die Aktien von Enel hielten sich mit einem Plus von 1,3 Prozent recht gut, obwohl Italiens grösster Versorger wegen der Corona-Krise für die ersten neun Monate des Jahres einen Umsatzeinbruch berichtete. Bernstein-Analystin Mike Becker sprach indes von einer erwartungsgemässen Entwicklung und hielt ebenso wie andere Experten an ihrem positiven Anlageurteil für die Aktie fest.
Die Anteilscheine von Amadeus IT gewannen rund 1,7 Prozent. Der spanische Buchungssystem-Anbieter ringt weiter heftig mit den Folgen der Corona-Pandemie. Im Vergleich zum zweiten Quartal besserte sich zwar die Lage. Aber der Umsatz ging auch im Sommer drastisch zurück. Zudem steckt das Unternehmen unter dem Strich weiter tief in den roten Zahlen.
AMS-Titel drehten nach anfänglich deutlichen Verlusten ins Plus und gewannen letztlich 0,4 Prozent. Zuvor hatte der österreichische Sensorspezialist für das dritte Quartal tiefrote Zahlen vorgelegt, sich aber optimistisch für die Zukunft gezeigt. (awp/mc/pg)