Paris / London – Die Aktienmärkte in Europa haben sich etwas von den herben Verlusten des Vortags erholt. Während zu Wochenbeginn ein Gaslieferstopp über die Pipeline Nord Stream 1 vor allem Automobil- sowie Chemieunternehmen auf Talfahrt schickte und Energiekonzerne reüssieren liess, zeigte sich am Dienstag ein umgekehrtes Bild. Aufholen konnten die grössten Vortagsverlierer ihren Kursrutsch allerdings nicht.
Nach seinen kräftigen Abschlägen zu Wochenbeginn legte der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone am Dienstag um 0,29 Prozent auf 3500,14 Punkte zu. Der französische Cac 40 stieg um 0,19 Prozent auf 6104,61 Punkte. Der britische FTSE 100 gewann 0,18 Prozent auf 7300,44 Punkte.
Mit dem Gaslieferstopp habe Kreml-Chef Wladimir Putin die Energielieferungen offenbar zur Waffe gemacht, schrieb Craig Erlam, Marktstratege bei Oanda. Putin habe damit vor dem Winter für eine riesige Verunsicherung gesorgt.
Unter den Einzelwerten sorgten vor allem Analystenkommentare für Bewegung. So äusserte sich der Experte Graham Renwick von der Privatbank Berenberg in einer Branchenstudie zu Modeunternehmen.
Auch wenn sich die Kauflaune der Menschen bislang erstaunlich robust gehalten habe, sei es angesichts des Gegenwinds durch Inflation und geopolitische Krisen nur eine Frage der Zeit, bis sie nachlasse werde, schrieb Renwick. Die Stimmung der Investoren sei bereits angeschlagen und aus der Branche kämen erste Gewinnwarnungen. In diesem Umfeld zählt der Fachmann EssilorLuxottica, Kering und JD Sports zu seinen Favoriten. Die Anteilsscheine gewannen zwischen 0,3 und 3,0 Prozent.
Die Anteilsscheine von AB Inbev stiegen um ein halbes Prozent und legten damit etwas stärker zu als der EuroStoxx. Analyst Carlos Laboy von der britischen Bank HSBC sieht nach dem Kursrutsch der vergangenen Monate nun eine Gelegenheit zum Einstieg. Der Druck auf Umsatz und Gewinnmargen des Konzerns dürfte gegen Ende 2022 und ins Jahr 2023 hinein sinken. Dabei dürften Preiserhöhungen in den Industriestaaten und nachlassender Druck bei den Kosten in Schwellenländern helfen.
Europaweit waren auch Aktien von Essenslieferdiensten gefragt. Hier hatte sich Analystin Miriam Josiah von der Bank Morgan Stanley positiv zu der Branche geäussert. Die Expertin sieht zwar durchaus noch Risiken für den Sektor durch ein schwächeres Konsumklima, doch eröffnen die niedrigen Aktienbewertungen in der Branche laut ihrer Einschätzung mittlerweile auch gute Kaufgelegenheiten. So legten die Papiere von Just Eat Takeaway in Amsterdam um gut ein Prozent zu und für die Anteilsscheine von Deliveroo ging es in London um knapp vier Prozent nach oben. (awp/mc/ps)