Paris / London – Die Inflationsprognose der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Anleger am Donnerstag an den europäischen Börsen zum Zugreifen ermutigt. Als Antreiber galt, dass die Inflation in der Eurozone schneller als bisher erwartet zurückgehen dürfte. Der Euphorie förderlich war auch Europas wertvollstes Unternehmen Novo Nordisk mit einem fortgesetzten Rekordlauf.
Der EuroStoxx 50 ging mit 4974,22 Punkten nah am Tageshoch aus dem Handel. Sein Kursplus hatte er damit auf 1,19 Prozent ausgebaut. Dem Leitindex der Eurozone fehlen nur noch knapp 26 Punkte, um erstmals seit dem Jahr 2000 wieder über die 5000-Punkte-Marke vorzustossen.
Der Cac 40 hat die nächste Tausenderschwelle schon genommen: Der französische Leitindex sprang erstmals über die 8000er Marke. Über die Ziellinie ging er 0,77 Prozent höher bei 8016,22 Punkten. Der FTSE 100 zeigte, dass sich die Rally vor allem auf die Eurozone konzentrierte. Der britische Leitindex legte nur relativ moderat um 0,17 Prozent auf 7692,46 Punkte zu.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wartet trotz der Inflationsaussichten mit der ersten Zinssenkung ab. Ein Kurswechsel könnte bei der Juni-Sitzung erfolgen, wie Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde nach der Sitzung des EZB-Rates andeutete. «Wie erwartet, bleibt die EZB ihrem datengetriebenen Ansatz treu und entscheidet von Sitzung zu Sitzung», sagte der Portfolio Manager Konstantin Veit von Pimco. Er rechnet mit drei Zinssenkungen in diesem Jahr, beginnend im Juni oder später.
Novo Nordisk beflügelte den ganzen Pharmasektor mit einem Kurssprung um mehr als acht Prozent. Das Unternehmen hatte vielversprechende Daten zu einer frühen klinischen Studie eines Präparats zur Gewichtsreduktion in Tablettenform gemeldet. In der Rangliste der wertvollsten europäischen Börsenunternehmen baute Novo den Vorsprung zu LVMH aus.
Zu den grössten Gewinnern gehörten im Sektorvergleich auch die Technologiewerte. Sie gingen die besonders ausgeprägte Branchenerholung an den US-Börsen mit. Auch im Rohstoffsektor gab es insgesamt deutliche Anstiege. Hier reagierten die Branchenwerte auf Wirtschaftsdaten des bedeutenden Rohstoffnachfragers China. Der chinesische Aussenhandel hatte in den ersten beiden Monaten des Jahres seine Erholung fortgesetzt.
Im EuroStoxx setzten sich mit ASML, Infineon und Adyen gleich drei Technologie-Werte mit Kursgewinnen von bis zu 4,1 Prozent an die Spitze.
Direkt danach folgte der Versorger Iberdrola mit einem Anstieg um 2,6 Prozent. Die US-Investmentbank Morgan Stanley hatte die Aktie vor einem Kapitalmarkttag auf «Overweight» hochgestuft. Analyst Robert Pulleyn sprach in seiner Studie von einem guten Einstiegszeitpunkt. Iberdrola will ausserdem, die ausstehenden Anteile an der US-Tochter Avangrid übernehmen. (awp/mc/ps)