Paris / London – Die europäischen Aktienmärkten haben ihre Konsolidierung am Dienstag fortgesetzt. Mit leichten Verlusten reagierten sie zunächst auf mässige Vorgaben aus Asien und am Nachmittag auf Verluste auch an der Wall Street. Marktteilnehmer sprachen von einer laufenden Gegenbewegung nach den Kursgewinnen seit Anfang Juni.
Zum Handelsende verlor der EuroStoxx 50 0,44 Prozent auf 4343,14 Punkte. Wie schon im April und Mai konnte der Eurozonen-Leitindex die Hürde bei 4400 Zählern zuletzt nicht nachhaltig überwinden und fiel wieder zurück.
In Paris fiel der Cac 40 um 0,27 Prozent auf 7294,17 Zähler. Der Londoner FTSE 100 schloss 0,25 Prozent leichter bei 7569,31 Punkten.
«Die gerade in der vergangenen Woche noch einmal heiss gelaufenen Börsen lassen weiter Druck aus dem Kessel», stellte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robo Markets fest. Die Verluste stellten auch eine Korrektur der zuletzt allzu grossen Zuversicht an den Märkten dar.
Nicht allzu gut kamen unterdessen die Zinssenkungen in China an. «Die Anleger hatten sich mehr erhofft, chinesische Aktien gaben nach», hiess es dazu von der Landesbank Baden-Württemberg. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt will nach den Corona-Massnahmen, die erhebliche Auswirkungen auf die Konjunktur hatten, nicht recht ins Laufen kommen.
Wenig überraschend lagen denn auch eher konjunkturunabhängige, defensive Branchen an der Spitze der europäischen Aktienmärkte. Im Entschädigungsstreit mit Boehringer Ingelheim rund um das in die Schlagzeilen geratene Medikament Zantac kann der französische Pharmakonzern Sanofi aufatmen: Die Internationale Handelskammer in den USA habe die Klage des deutschen Herstellers zurückgewiesen, teilte Sanofi am Dienstag in Paris mit. JPMorgan macht daher Potenzial für den französischen Wert aus. Sanofi stiegen an der Spitze des EuroStoxx 50 um 3,7 Prozent.
Zu den Verlierern zählten dagegen die Chemiewerte nach Hiobsbotschaften von Lanxess – der Lanxess-Kurs brach ein und zog den Sektor mit nach unten. Der Vorstand des Spezialchemiekonzerns hatte das Gewinnziel für das Gesamtjahr gesenkt. Die bereits zu Jahresbeginn allgemein sehr schwache Nachfrage sowie ein anhaltender Lagerabbau bei Kunden hätten sich im zweiten Jahresviertel fortgesetzt, hiess es von Lanxess. Als am Nachmittag Übernahmegerüchte rund um den deutschen Chemiekonzern Covestro aufkamen, macht der Chemiesektor wieder etwas Boden gut.
Noch grössere Kursverluste erlitten die Rohstoff- und Automobilwerte. Branchen also, die stark von der Nachfrage aus China abhängen. Der fehlende Schwung der chinesischen Wirtschaft stelle auch eine Belastung der weltweiten Konjunktur dar, merkte Analyst Ricardo Evangelista vom Broker Activtrades dazu an. (awp/mc/ps)