Paris / London / Zürich – Der EuroStoxx 50 hat am Mittwoch seinem starken Lauf Tribut gezollt. Inflationsängste und Aussagen von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel, die ein mögliches Ende des Zinssenkungszyklus in Aussicht stellte, nahmen die Anleger zum Anlass, um Gewinne einzustreichen. Hinzu kamen am Nachmittag die zunächst etwas schwächer tendierenden US-Börsen, die somit als Stütze für die europäischen Märkte ausfielen.
Zum Handelsende büsste der Eurozonen-Leitindex 1,31 Prozent auf 5.461,17 Punkte ein. Am Montag hatte er seine rund ein Vierteljahrhundert alte Bestmarke übersprungen und am Dienstag noch etwas weiter bis auf 5.544 Zähler zugelegt. Charttechnisch gibt es aber noch keinen Grund zur Sorge. Händler sprachen vielmehr von einem gesunden und willkommenen Rücksetzer nach der Rally.
Der Schweizer SMI verlor zur Wochenmitte 0,74 Prozent auf 12.798,52 Punkte. Für den britischen FTSE 100 («Footsie») ging es um 0,62 Prozent auf 8.712,53 Punkte nach unten.
Überwiegend enttäuschende Geschäftszahlen sorgten ebenso für eine Stimmungsabkühlung wie der Umstand, dass die zaghaften Hoffnungen auf ein Kriegsende in der Ukraine durch den Ausschluss von Vertretern aus Kiew und anderen europäischen Ländern bei den Gesprächen zwischen den USA und Russland gedämpft worden seien, hiess es am Markt.
Auch die jüngsten Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump waren wenig hilfreich. Diese hätten die Sorge vor einem sich ausweitenden Handelskonflikt am Leben gehalten, sagten Händler. Trump hatte Zölle in Höhe von 25 Prozent auf den Import von Autos in die USA in Aussicht gestellt. Er will sich am 2. April konkreter dazu äussern. Wenngleich Beobachter das Vorgehen Trumps weiterhin eher als Verhandlungsmasse in den internationalen Handelskonflikten sehen, die die USA anzetteln, schürt die Debatte weiter Unsicherheit.
Autowerte lagen angesichts der neuen Zolldrohungen europaweit im Minus. Volkswagen etwa büssten 2,8 Prozent ein. Im Chemie- und Bausektor nahmen Anleger Gewinne mit: BASF sanken am EuroStoxx-Ende um 4,3 Prozent. Saint-Gobain verloren 4 Prozent.
Nach unten ging es auch für Rohstoffwerte. Hier belasteten schwache Geschäftszahlen von Glencore. Die Aktien rutschten am «Footsie»-Ende um 7,3 Prozent ab. Experte Ben Davis von der kanadischen Bank RBC schrieb, die Nettoverschuldung sei deutlich höher als erwartet. Unter dem Strich hätten somit auch die Dividende und das Aktienrückkaufvolumen enttäuscht.
Als klares Schlusslicht im niederländischen Leitindex AEX sackten die Papiere von Philips um gut elf Prozent ab. Der Medizintechnikkonzern kämpft weiter mit schwächelnden Umsätzen. Vor allem das anhaltend schwierige China-Geschäft belastet.
Im Pariser Leitindex Cac 40 hatten die Anteile von STMicroelectronics mit einem Plus von 7,9 Prozent die Nase vorn. Hier trieb eine Kaufempfehlung des Analysehauses Jefferies den Kurs an.
Der Rüstungskonzern BAE Systems blickt in Anbetracht der schwierigen geopolitischen Lage positiv in die Zukunft. Im vergangenen Jahr hatten die Briten überraschend stark abgeschnitten. Nach dem starken Lauf der Aktien in den vergangenen Tagen fiel das Kursplus mit 0,6 Prozent am Mittwoch etwas moderater aus. (awp/mc/ps)