Europa-Schluss: Verluste – Einzelhändler und US-Börsen belasten
Paris / London – Europas Aktienmärkte haben am Donnerstag ihre leichte Erholung vom Mittwoch wieder abgebrochen. Enttäuschende Geschäftszahlen aus dem Einzelhandelssektor und deutliche Kursverluste an der tonangebenden Wall Street setzten die wichtigsten Börsenbarometer der Region stark unter Druck. Am US-Aktienmarkt liess die Furcht vor weiter steigenden Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation vor allem die konjunktursensiblen Technologiewerte einmal mehr absacken.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 1,69 Prozent auf 3279,04 Punkte, nachdem er im Handelsverlauf auf den tiefsten Stand seit November 2020 abgesackt war. Für den französischen Cac 40 ging es um 1,53 Prozent auf 5676,87 Zähler nach unten und der britische FTSE 100 («Footsie») büsste 1,77 Prozent auf 6881,59 Punkte ein.
Der nach den jüngsten Erholungsversuchen schnell wieder aufgenommene Abwärtstrend dokumentierte einmal mehr, wie fragil die Lage derzeit ist. «Die Stimmung bleibt weiterhin sehr angespannt und sorgt für Kaufzurückhaltung und in zyklischen Bereichen für Reduzierung der Aktienbestände von den Investoren», stellte Marktexperte Andreas Lipkow fest.
Neue Konjunkturdaten waren kein Stimmungsaufheller. Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hatte sich im September stärker eingetrübt als erwartet. Die Konjunktur in der Region wird derzeit durch hohe Energiepreise und anhaltende Lieferkettenprobleme belastet, die durch den Krieg in der Ukraine und die harte Corona-Politik in China ausgelöst wurden. Die anhaltend sehr hohe Inflation drückt auf die Stimmung. Hinzu kommen deutliche Leitzinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank, die künftig die Wirtschaftsentwicklung belasten dürften.
Die schwachen Zahlen aus der Einzelhandelsbranche zeugten ebenfalls von der angeschlagenen Konjunkturlage im Euroraum. Insofern sackten die Aktien des Modekonzerns H&M um fast sechs Prozent ab. Die Aussichten für die kommenden Monate sind trüb, auch weil Beschaffungskosten wegen des anziehenden Dollars weiter steigen. Sinkende Bruttomargen gingen derzeit einher mit unklaren Auswirkungen der steigenden Energiekosten auf die Verbrauchernachfrage und die Struktur der Betriebskosten, schrieb der Experte James Grzinic vom Analysehaus Jefferies.
Noch schlimmer erwischte es die Papiere der britischen Einzelhandelskette Next . Nach einer gesenkten Prognose für das Gesamtjahr ging es um mehr als zwölf Prozent nach unten. Damit landeten sie auf dem vorletzten Platz im «Footsie».
Sogar um gut 23 Prozent brachen die Anteilscheine von Colruyt ein und erreichten das niedrigste Niveau seit 2005. Auf der Hauptversammlung hatte der belgische Konzern, der unter anderem Supermärkte betreibt, die Aktionäre auf einen deutlichen Gewinnrückgang eingestellt. (awp/mc/pg)