Europa-Schluss: Märkte wieder auf Erholungskurs
London / Paris – Nach einem schwachen Start in den Börsenmonat Mai haben die Kurse an den europäischen Börsen am Dienstag wieder ordentlich Boden gut gemacht. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 legte um 2,11 Prozent auf 2875,91 Punkte zu – und schloss damit fast auf Tageshoch. Allgemein galt es als Kurstreiber, dass in vielen Ländern die virusbedingten Alltagsbeschränkungen mehr und mehr gelockert werden.
Der französische Leitindex Cac 40 gewann 2,40 Prozent auf 4483,13 Punkte, während der Londoner FTSE 100 um 1,66 Prozent auf 5849,42 Zähler zulegte. Damit orientierten sich die Anleger an den europäischen Handelsplätzen auch an den positiven Vorgaben aus Asien und der neuerdings ebenfalls erholten Wall Street, wo zuletzt noch die Sorgen um den US-chinesischen Handelsstreit wieder hochgekocht waren.
Als Stütze gewertet wurde am Dienstag auch ein anziehender Ölpreis. Ausserdem gab es wieder zahlreiche Unternehmensberichte zu verarbeiten, von denen Anleger in mehreren Fällen ein kursmässig positives Fazit zogen. Für Gesprächsstoff sorgte ferner ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die milliardenschweren Staatsanleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) beanstandete.
Die Ölpreise sind am Dienstag kräftig angezogen. Händler nannten die Hoffnung auf eine geringere Angebotsschwemme als Grund dafür, dass ein Barrel der Nordseesorte Brent zuletzt wieder mehr als 30 US-Dollar kostete. Die Ölkonzerne waren denn auch die europaweit bevorzugte Branche von Anlegern. Der Sektorindex Stoxx 600 Europe 600 Oil & Gas stieg um 6,45 Prozent.
Angetrieben wurde der Ölsektor auch von den neuen Sparplänen einiger Branchenwerte. Total will fast ein Viertel weniger investieren als im Februar angekündigt und auch Repsol will seine Ausgaben und Investitionen deutlich kürzen. Den beiden Aktien verhalf dies zu Kurssprüngen von 8 beziehungsweise 13 Prozent.
Allgemein nach oben ging es hinter dem Ölsektor für konjunkturlastige Sektoren wie Industriegüter, Automobile oder Rohstoffe, deren Teilindizes jeweils um fast drei Prozent stiegen. Eher weniger gefragt waren in dem steigenden Marktumfeld die defensiv charakterisierten Getränke- und Lebensmittelwerte, deren Sektorindex in der Branchentabelle mit einem Anstieg um ein halbes Prozent hinten stand.
Gut an kamen die Zahlen des dänischen Windkraftanlagenbauers Vestas. Hier war der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal unerwartet kräftig gestiegen. Auch wenn das Unternehmen beim bereinigten operativen Verlust die Schätzungen deutlich verfehlte, rückte die Aktie um 3,8 Prozent vor.
Auch bei den 3,1 Prozent höheren Papieren des Brillenkonzerns EssilorLuxottica griffen Anleger zu, hier nach optimistischen Aussagen zur weiteren Entwicklung in der Corona-Pandemie. Das Unternehmen setzt auf eine wachsende Nachfrage nach Sehhilfen und eine aufgestaute Nachfrage.
BNP Paribas reihte sich in Zeiten der Berichtssaison in den positiven Nachrichtenfluss ein, die Papiere stiegen um 4,1 Prozent. Die französische Grossbank zeigte sich mit ihrer Gewinnprognose für 2020 deutlich optimistischer als Branchenexperten. (awp/mc/ps)