Paris / London – Neue Hinweise auf weiter steigende Zinsen in den USA haben am Donnerstag den europäischen Börsen herbe Verluste eingebrockt. Der Eurozonen-Leitindex sackte um 2,93 Prozent auf 4223,09 Zähler ab. Es war der grösste Tagesverlust des Auswahlindex seit Mitte März.
Schon mit Verlusten in den Handel gegangen, weiteten sich diese am Nachmittag noch aus. Ursache waren überraschend starke Daten vom US-Arbeitsmarkt und zur Stimmung unter Einkaufsmanagern im US-Servicesektor. Das schürte die Sorge vor weiteren Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Von der Landesbank Helaba hiess es dazu, die beiden Konjunkturdaten aus den USA dürften «den Zinsschritt der Fed im Juli nahezu zementieren. Auch über den Juli hinaus werden die Zinserwartungen der Marktteilnehmer wohl forciert.»
In Paris verlor das Börsenbarometer Cac 40 3,13 Prozent auf 7082,29 Zähler. Der britische FTSE 100 fiel um 2,17 Prozent auf 7280,50 Punkte.
Die Abgaben erstreckten sich über alle Sektoren. Überdurchschnittlich fiel bei das Minus bei den zinssensiblen konjunkturzyklischen Sektoren aus, während sich defensive Branchen wie Versorger, Nahrungsmittel und Telekommunikation besser hielten. Bauwerte litten auch unter einer skeptischen Studie der Grossbank HSBC. Die Analysten prognostizieren einen tieferen Abschwung im europäischen Baugewerbe im laufenden und kommenden Jahr. Holcim verloren knapp vier und Saint Gobain mehr als drei Prozent.
Im ebenfalls schwächelnden Bankensektor fielen BNP mit 4,5 Prozent Abschlag auf. Die US-Bank JPMorgan hatte dem Wert den Status «Negative Catalyst Watch» verliehen, ist also zumindest auf kurze Sicht pessimistisch für den Titel gestimmt. Societe Generale standen am französischen Aktienmarkt mit 3,6 Prozent Abschlag ebenfalls unter Druck.
Eine Ausnahme unter den Nebenwerten waren DocMorris. Der Umsatzsprung beim Wettbewerber Redcare Pharmacy liess die Aktie des Online-Medikamentenanbieters um knapp sechs Prozent steigen. (awp/mc/ps)