Europa-Schluss: Euphorie zum Wochenstart
Paris / London – Europas wichtigste Aktienmärkte haben sich am Montag deutlich von ihren jüngsten Verlusten erholt. Weitere Lockerungen von Covid-19-Beschränkungen in vielen Ländern, eine fortgesetzte Erholung der Ölpreise sowie im späteren Verlauf positive Nachrichten über einen Impfstoffkandidaten gaben kräftig Auftrieb. Für Optimismus sorgte zudem, dass Fed-Chef Jerome Powell für die US-Wirtschaft bereits im Sommer eine Erholung erwartet und die Daten aus Japan zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal nicht ganz so verheerend wie erwartet ausgefallen waren.
Der EuroStoxx 50 beendete den Handel mit einem Aufschlag von 5,10 Prozent auf 2911,88 Punkte und damit knapp unter seinem kurz zuvor erreichten Tageshoch. Seine Verluste aus der vergangenen Woche hat der Leitindex der Eurozone nun wieder komplett wettgemacht. Der FTSE 100 in London gewann 4,29 Prozent auf 6048,59 Zähler, womit der britische Index seine Verluste aus der Vorwoche sogar mehr als wettmachen konnte. Nur dem Pariser Cac 40 gelang dies nicht ganz, obwohl er am Montag sogar um 5,16 Prozent auf 4498,34 Punkte zulegte.
Die Börsen haben laut Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets aktuell mal wieder «ins Positive übertrieben». Die Kurse liefen weiter nach oben, obwohl sich die Realwirtschaften in einer desolaten Verfassung befänden und «es auch noch keine Signale gibt, dass sich an diesem Zustand schnell etwas ändert», gab er zu Bedenken. Ein weiterer Marktexperte sah dies ähnlich und warnte ebenfalls: «Vom Tisch sind die konjunkturellen Risiken noch lange nicht.»
Während unter den 19 europäischen Branchen der Rohstoffsektor mit plus 8,0 Prozent am stärksten zulegte, verbuchte der Pharmasektor mit 1,8 Prozent den geringsten Zuwachs. Nach einer Mitteilung des US-Biotechunternehmens Moderna über positive Phase-I-Studienergebnissen zu einem Impfstoffkandidaten gegen das neuartige Coronavirus hatten Aktien europäischer Pharmahersteller das Nachsehen. Einige gaben nach, so die Roche-Papiere mit minus 0,7 Prozent. Bei anderen bröckelten zeitweise die Gewinne ab, so bei Sanofi, die nach einer Berg- und Talfahrt letztlich ein kleines Plus von 0,4 Prozent retteten.
Favorit unter den Einzelwerten im EuroStoxx war die Aktie von Amadeus IT mit einem Plus von knapp 15 Prozent, gefolgt von Airbus mit etwas mehr als 12 Prozent. Zu den gefragtesten Werten zählte zudem das Papier von Societe Generale mit plus 10,3 Prozent. Alle drei haben sich seit dem virusbedingten Börsencrash zwischen Februar und März anders als viele andere Aktien bislang nicht erholt. Der französischen Grossbank etwa droht daher nun im Juni der Rauswurf aus dem Leitindex der Eurozone, sollte sich ihr Aktienkurs nicht noch sehr kräftig erholen.
Nachfolger wäre dann Experten zufolge die Aktie der im September 2019 an die Börse gegangenen Technologie-Holding Prosus. Nach einem Rekordhoch am vergangenen Mittwoch und anschliessenden Gewinnmitnahmen beendete die Prosus-Aktie den Handel an der Euronext nun moderate 0,4 Prozent höher.
Die Aktie von Ryanair sprang in London um 15,8 Prozent hoch. Europas grösster Billigflieger wird im ersten Geschäftsquartal (April bis Juni) zwar einen höheren Verlust einfliegen als avisiert, Ryanair-Chef Michael O’Leary erwartet jedoch schon bald wieder bessere Zeiten. Er geht davon aus, dass in der Hauptreisezeit zwischen Juli und September die Zahlen nicht mehr ganz schlecht sein werden wie im Vorquartal.
Die Papiere von Fiat Chrysler gewannen im Mailand 8,2 Prozent. Der Autobauer ist mit der italienischen Regierung in Gesprächen über eine staatlich gestützte neue Kreditlinie. (awp/mc/ps)