Paris / London – Europas Aktienmärkte haben am Donnerstag ihre Klettertour fortgesetzt. Die Kursaufschläge hielten sich allerdings auf hohem Niveau in Grenzen. Der EuroStoxx 50 gewann letztlich 0,39 Prozent auf 3961,99 Punkte und notierte damit so hoch wie seit Ende März nicht mehr. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,42 Prozent auf 6707,32 Punkte bergauf. Beim britischen FTSE 100 stand am Ende ein minimales Plus von 0,02 Prozent auf 7466,60 Zähler zu Buche.
Als Kursstütze erwies sich das am Vorabend veröffentlichte Protokoll zur letzten Sitzung der US-Notenbank Fed. Dazu kamen erfreuliche Wirtschaftsdaten aus Deutschland. Da die richtungsweisenden amerikanischen Börsen wegen des Feiertags «Thanksgiving» geschlossen blieben und auch keine US-Konjunkturdaten veröffentlicht wurden, verlief das Handelsgeschehen aber ruhig.
Aus dem Fed-Protokoll gehe hervor, dass sich die USWährungshüter schon mal weitgehend einig seien, das Tempo der Zinsschritte zu verringern, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. «Damit spricht vieles für eine nächste Erhöhung im Dezember um nur 50 Basispunkte, mit der Aussicht auf ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus.»
Auch die grösste Volkswirtschaft des Euroraums lieferte positive Signale. Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hatte sich im November unerwartet deutlich verbessert, wie das vom Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklima belegte. Ausserdem wurde der Indexwert für den Vormonat nach oben revidiert. Demnach war das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer bereits im Oktober erstmals seit Mai wieder gestiegen.
Grösster Profiteur der gesunkenen Zinssorgen waren die seit Jahresbeginn besonders gebeutelten Immobilienwerte – ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 stieg um zweieinhalb Prozent. Im EuroStoxx 50 sowie im Cac 40 belegten Vonovia und Unibail-Rodamco-Westfield mit Kursgewinnen von 5,7 und 3,7 Prozent die Spitzenplätze. Die Indizes der konjunktursensiblen Chemie- und Rohstoffindustrie waren im Branchentableau ebenfalls weit vorn zu finden.
Am Ende der Übersicht lag der praktisch unbewegte Index der Technologiewerte. Für EuroStoxx-Schlusslicht ASML ging es im schwachen Tech-Umfeld um ein Prozent nach unten. Hier nahmen die Anleger offenbar Gewinne mit, nachdem die Aktien des Chipindustrie-Ausrüsters am Vortag den höchsten Stand seit über sieben Monaten erreicht hatten.
Kursbewegende Unternehmensnachrichten waren am Donnerstag dünn gesät. Die Kingfisher-Aktionäre mussten einen Kursrückgang von 1,6 Prozent verkraften, nachdem die Baumarktkette mit der Veröffentlichung von Quartals-Umsatzzahlen den Ergebnisausblick auf das neue Geschäftsjahr gesenkt hatte. Beim Spirituosenhersteller Remy Cointreau stand nach endgültigen Zahlen für das erste Geschäftshalbjahr ein knapper Kursrückgang zu Buche.
Die Kering-Aktien zeigten sich mit einem Plus von 0,3 Prozent letztlich unbeeindruckt davon, dass sich das zum Konzern gehörende Luxus-Modehaus Gucci von Kreativdirektor Alessandro Michele getrennt hat. (awp/mc/ps)