Paris / London – Der EuroStoxx50 hat am Freitag eine fünftägige Talfahrt mit einem Kurssprung beendet. Für Freude sorgten Anzeichen für eine leichte Abschwächung des immer noch robusten und engen US-Arbeitsmarktes. Die zuletzt dominanten Zins- und Inflationssorgen rückten damit etwas in den Hintergrund.
Der EuroStoxx als Leitindex der Eurozone zog um 2,54 Prozent auf 3544,38 Punkte an. Auf Wochensicht ergibt sich unter dem Strich ein Minus von 1,65 Prozent. Der französische Cac 40 stieg am Freitag um 2,21 Prozent auf 6167,51 Punkte. In London gewann der FTSE 100 1,86 Prozent auf 7281,19 Zähler.
In den USA stieg zwar im August die Arbeitslosigkeit überraschend an, allerdings von niedrigem Niveau aus. Das Lohnwachstum verlangsamte sich etwas, bleibt im längeren Vergleich aber hoch. Zudem ging das Ausmass der Beschäftigungszunahme im Vergleich zum Juli zurück, als ausserordentlich viele neue Stellen geschaffen wurden.
Damit ist insgesamt laut Beobachtern der Druck auf die US-Notenbank Fed, die Zinsen im Kampf gegen die Inflation kräftig zu erhöhen, zumindest nicht noch weiter gestiegen. Dementsprechend stiegen auch die Kurse an der tonangebenden Wall Street und zogen die Märkte diesseits des Atlantiks mit nach oben.
Laut Craig Erlam, Marktanalyst vom Handelshaus Oanda, scheinen die Anleger mit dem Job-Bericht recht zufrieden zu sein. Nach einer bislang recht düsteren Woche mache sich eine gewisse Erleichterung breit.
Zuletzt hatte es am Markt Befürchtungen gegeben, dass ein starker US-Arbeitsmarktbericht die Fed in ihrem Kurs bestätigen könnte, die Leitzinsen im Kampf gegen die hohe Inflation stark anzuziehen. Die aktuellen Daten dürften nun zwar Erlam zufolge einem deutlichen Zinsschritt um 0,75 Prozentpunkte auf der nächsten Sitzung der US-Notenbank im September nicht entgegenstehen, aber dennoch auch bei den geldpolitischen Entscheidungsträgern für Erleichterung gesorgt haben. Schliesslich ist der Arbeitsmarkt wohl nicht mehr ganz so eng wie zuletzt. Bei einem engen Jobmarkt haben die Lohnforderungen der Beschäftigten grössere Erfolgsaussichten, woraus wiederum zusätzliche Inflationsrisiken entstehen können.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von dem Handelshaus RoboMarkets sprach von «dem kleinen Hoffnungsschimmer einer Abkühlung auf dem bislang brummenden US-Arbeitsmarkt». Die Zahlen zur Lohnentwicklung machten Hoffnung darauf, dass sich die Situation auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten etwas entspannen könnte.
In dem starken Umfeld zum Wochenschluss verzeichneten alle europäischen Branchen Gewinne. Die deutlichsten Aufschläge gab es in dem konjunktursensiblen Automobilsektor, der um 3,7 Prozent anzog. Am unteren Ende des Branchentableaus legte der defensive Nahrungsmittel- und Getränkesektor um 0,8 Prozent zu.
Unter den Schlusslichtern im EuroStoxx schafften die Papiere des Medizintechnikunternehmens Philips lediglich ein Plus von 0,8 Prozent, die Anteile des Aufzugbauers Kone stiegen um leicht unterdurchschnittliche 2,1 Prozent. Beide werden vom 19. September an nicht mehr in dem Börsenbarometer vertreten sein. Dafür werden die Bank Nordea und der Netzwerkausrüster Nokia aufgenommen. Nordea zogen um 2,4 Prozent an und Nokia um 1,6 Prozent.
Ansonsten bewegten vor allem Analystenkommentare. So schnellten die Anteilsscheine von Holcim in Zürich um 5,4 Prozent in die Höhe. Der Verkauf des Indiengeschäfts führe zu einer geringeren Verschuldung und einem besseren Cash-Umlauf, schrieb Analyst Arnaud Lehman von der Bank of America. Das Abstossen von Teilen des Zementgeschäfts sei richtig auf dem Weg hin zu einem spezialisierteren und weniger CO2-intensiven Bauzulieferer. (awp/mc/pg)