Paris / London – Die europäischen Börsen haben sich am Donnerstag im Schlepptau der US-Börsen ins Plus vorgearbeitet. Der EuroStoxx 50 schloss 0,49 Prozent höher bei 4184,97 Punkten. Rückenwind erhielt er dabei vor allem am Nachmittag, als sich die Anleger in New York nach den jüngsten Schwankungen an den dortigen Börsen wieder auf steigende Kurse einliessen.
In Paris legte der Cac 40 um 0,60 Prozent auf 7023,80 Punkte zu. Bergauf ging es aber vor allem für britische Aktien, dieses Mal getrieben von steigenden Kursen bei den dort gewichtigen Finanz- und Pharmawerten. Der FTSE 100 zog in London um 1,13 Prozent auf 7554,31 Zähler an.
Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell hatten am Mittwochabend die Sorgen der Anleger vor einer strikteren Geldpolitik noch zeitweise angeheizt. Am Donnerstag jedoch kühlten sich die Gemüter wieder ab und Anleger griffen auf dem zuletzt ermässigten Niveau wieder vorsichtig zu. Am Markt passten die Anleger ihre Zinserwartungen an die Fed an. Jetzt wird sogar mit fünf Zinsanhebungen in diesem Jahr gerechnet, wie aus speziellen Finanzkontrakten abgelesen werden kann. Vor der Fed-Zinssitzung waren es noch vier Anhebungen gewesen.
Banken und Versicherer, die generell als Profiteur steigender Zinsen angesehen werden, gehörten am Donnerstag zu den Gewinnerbranchen in Europa. Zudem sorgte die Bilanz der Deutschen Bank im Finanzsektor für gute Stimmung. Die beiden Branchenindizes gewannen jeweils etwa 1,4 Prozent. In London zog der HSBC-Kurs nach einer Hochstufung durch die Experten von Exane BNP um etwa drei Prozent an.
Die freundliche Entwicklung wurde auch durch vereinzelte gute Unternehmensnachrichten untermauert. So half STMicroelectronics dem Technologiesegment. Der Halbleiterhersteller rechnet dank der starken Chipnachfrage für 2022 mit einem weiteren Umsatzsprung. Die Aktie rückte um zwei Prozent vor. Der Tech-Sektor wurde aber gleichzeitig von einem enttäuschenden Ausblick des Softwarekonzerns SAP gebremst.
Ganz oben in der Sektor-Rangliste standen die Energie- und Gesundheitsbranchen mit Kursgewinnen von jeweils etwa zwei Prozent. Im Pharmabereich zogen vor allem die Astrazeneca-Titel in London um mehr als vier Prozent an.
Im Energiesektor wirkten unter anderem starke vorläufige Zahlen des deutschen Vertreters RWE vom Vortag nach, aber auch Kursgewinne von 7,7 Prozent beim Windkraft-Spezialisten Siemens Gamesa halfen. Hier gab es neue Fantasie dafür, dass der Mutterkonzern Siemens Energy die übrigen noch börsengehandelten Anteile aufkaufen könnte.
Den beiden vorgenannten Teilindizes dicht auf den Fersen war der Index der Telekom-Aktien mit einem Anstieg um letztlich 1,7 Prozent. Spekulationen über eine etwaige Verschmelzung von Funkmasten-Aktivitäten mehrerer Anbieter wurden dort im Verlauf zum Thema. Während die Papiere der Deutschen Telekom um mehr als drei Prozent anzogen, gewannen jene von Orange in Paris 1,7 Prozent. (awp/mc/ps)