Europa-Verlauf: Moderate Verluste – Investoren warten US-Arbeitsmarktdaten ab
Paris – Die Anleger an Europas Börsen haben am Freitag vor dem vielbeachteten US-Arbeitsmarktbericht die Füsse weitestgehend still gehalten. Der EuroStoxx50 bewegte sich seit dem Morgen in engen Bahnen nahe dem Vortagesschluss. Gute Konjunkturdaten aus der EU, wo die Erholung der Industrieproduktion in Deutschland, Frankreich und Spanien weiter im Gange ist, konnten nur begrenzt stützen. Am späten Vormittag notierte der europäische Leitindex zuletzt mit 0,36 Prozent im Minus bei 3228,83 Punkten.
Nach dreitägiger Gewinnstrecke waren die Investoren in Europa bereits am Vortag in Deckung gegangen – anders als in den USA, wo trotz des zuletzt wieder aufgeflammten Streits zwischen den USA und China die Notierungen weiter angezogen und die Tech-Börse Nasdaq wieder auf Rekordjagd ging.
Die US-Regierung will «nicht vertrauenswürdige» Apps aus China wie etwa die Video-Anwendung TikTok von den Smartphones der Amerikaner verbannen. China kritisierte am Freitag das Vorgehen der US-Regierung scharf. Pekings Aussenamtssprecher Wang Wenbin sprach von «Mobbing». Auch in Asien lasteten die Spannungen zuletzt auf den Märkten.
Dessen ungeachtet zählt vor dem Wochenende für die Investoren in Europa nun zunächst der Blick auf den US-Arbeitsmarkt. Die bereits zur Wochenmitte veröffentlichten Daten des privaten Arbeitsmarktdienstleisters ADP hatten Börsianern wenig Freude entlockt. Denn die Privatwirtschaft hatte sich im Juli kaum von der Corona-Krise erholt.
Von den heutigen Daten werde erwartet, das rund 1,5 Millionen Menschen wieder zurück in Arbeit seien, schrieb Michael Hewson von CMC Markets. Allerdings seien darin die vergangenen zwei Wochen mit dem wieder anziehenden Infektionsgeschehen in den USA und neuen regionalen Lockdowns nicht berücksichtigt, gab er zu bedenken.
In Erwartung der Arbeitsmarktdaten zeigten sich auch die Börsen in Frankreich und Grossbritannien zuletzt etwas schwächer Der Cac 40 in Paris verlor zuletzt 0,56 Prozent auf 4857,66 Zähler, in London verbuchte der FTSE 100 ein kleines Minus von 0,20 Prozent auf 6014,69 Punkte.
Auf Unternehmensseite belasteten die US-chinesischen Streitereien vor allem zyklische Werte. Der Autosektor knüpfte nach dem guten Lauf bis Mittwoch an seine Schwäche vom Vortag an und verlor mehr als ein Prozent. So verloren neben den schwachen deutschen Herstellern etwa auch die Hersteller Peugeot und Renault in Frankreich und der Zulieferer Valeo bis zu zweieinhalb Prozent, Auch Öl- und Gaswerte sowie der Bankensektor gerieten in Europa unter Druck.
Positiver Ausreisser im EuroStoxx50 waren die Aktien der Deutschen Telekom , die nach guten Zahlen der Tochter T-Mobile US rund zweieinhalb Prozent zulegten und den europäischen Leitindex damit anführten.
Die Tech-Rally in den USA vom Vortag beflügelte auch europäische Werte: Anteile des Chipzulieferers ASML etwa verteuerten sich um mehr als ein Prozent und gehörten damit ebenfalls zu den grössten Gewinnern.
In London ging es unterdessen für die Papiere des Generika-Konzerns Hikma Pharmaceuticals um fast elf Prozent aufwärts – hier beflügelte der Ausblick. Das Unternehmen will in diesem Jahr mehr umsetzen, als von Analysten bisher erwartet wurde. Ebenfalls positiv überraschte der Halbjahresbericht des Versicherers Standard Life Aberdeen, für die Papiere rund ein halbes Prozent aufwärts. (awp/mc/pg)