Europa-Schluss: Angezählte Evergrande bremst die Börsen
Paris / London – Die Anleger an Europas Börsen haben sich am Donnerstag zurückgehalten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,39 Prozent niedriger bei 4155,73 Punkten. Als Belastung für die Kurse erwies sich einmal mehr der in finanzielle Schwierigkeiten steckende chinesische Immobilienriese Evergrande.
Nach der Wiederaufnahme des Handels mit den Aktien der Evergrande Group in Hongkong brachen diese um mehr als zwölf Prozent ein. Sie waren zuvor mehrere Tage vom Handel ausgesetzt gewesen. Ein Mehrheitsverkauf des Hausverwaltungsgeschäfts der Chinesen an den Immobilienkonzern Hopson war geplatzt. Der Deal hätte kurzfristig Milliarden in die Kasse von Evergrande spülen und dem Immobilienriesen Luft verschaffen können. «Mit dem Scheitern des Verkaufs steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen bis zum Wochenende zahlungsunfähig ist», schrieb Analyst Michael Hewson von CMC Markets.
Der französische Cac 40 gab um 0,29 Prozent auf 6686,17 Punkte nach und der britische FTSE 100 verlor 0,45 Prozent auf 7190,30 Zähler.
Im europäischen Branchenvergleich favorisierten die Anleger am Donnerstag unter anderem die Aktien von Konsumgüterherstellern: Deren Sektorindex gewann 0,8 Prozent. Unilever-Papiere stiegen um gut ein Prozent, nachdem der Konsumgüterkonzern trotz der globalen Einschränkungen durch die anhaltende Corona-Pandemie über einen gestiegenen Quartalsumsatz berichtet hatte. Er profitierte von Preiserhöhungen und Übernahmen.
Dagegen verlor der Index der Rohstoffunternehmen am Ende des Tableaus drei Prozent. Er litt unter Sorgen vor einer Wachstumsabkühlung in Folge der stark steigenden Energiepreise. Von letzteren profitiert die Branche zwar, Probleme bereiten allerdings Arbeitskräftemangel und Versorgungsengpässe.
Diese hatten zuletzt schon Rio Tinto und BHP belastet und wirkten sich nun auch negativ auf Konkurrent Anglo American aus. Die Produktion von Kupfer, Diamanten und Eisenerz werde dieses Jahr am unteren Ende der Prognosespannen liegen, teilte das Unternehmen mit. Daraufhin verloren die Aktien 2,7 Prozent.
Heftige Kursverluste erlitten einige schweizerische Unternehmen. Die zuletzt erholten ABB-Titel büssten am Ende des SMI mehr als sechs Prozent ein. Der Industriekonzern legte Quartalszahlen vor und senkte wegen Lieferengpässen sein Ziel für das Umsatzwachstum im laufenden Jahr. Die DocMorris-Mutter Zur Rose rechnet nach einer Wachstumsdelle im dritten Quartal 2021 ebenfalls mit einem geringeren Umsatzplus als bisher. Daraufhin sackten die Aktien der Internet-Apotheke um fast acht Prozent ab.
Die Aktien des Fachverlags und Datenbankanbieters Relx (früher Reed Elsevier) gewannen hingegen nach Zahlen für die ersten neun Monate des Jahres 1,6 Prozent. Gute Geschäfte in Lateinamerika hielten den französischen Handelskonzern Carrefour im dritten Quartal auf Wachstumskurs, was die Aktien um 1,7 Prozent steigen liess. (awp/mc/ps)