Paris / London – Die Erholungsrally an den europäischen Aktienmärkten ist auch zur Wochenmitte nicht abgerissen. Als Motor gelten unverändert die zunehmenden Lockerungen der Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Auch das von der Europäischen Union in Aussicht gestellte 750 Milliarden Euro schwere Programm für die wirtschaftliche Erholung Europas kam bei Anlegern gut an.
So rückte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 am Mittwoch den dritten klaren Gewinntag in Folge um 1,73 Prozent auf 3051,08 Punkte. Er kehrte mit Schwung über die Marke von 3000 Punkten zurück, was ihm Ende April nur kurz und knapp gelungen war. Der Index erreichte den höchsten Stand seit dem 10. März, der Hochphase des weltweiten Corona-Börsencrash.
Die wichtigsten Länderindizes folgten dieser positiven Tendenz. In Paris zog der Cac 40 um 1,79 Prozent auf 4688,74 Punkte an, während der britische Leitindex FTSE 100 um 1,26 Prozent auf 6144,25 Zähler vorrückte. Der spanische Ibex stieg noch stärker, während der italienische FTSE MIB nur moderat zulegte.
Mit dem milliardenschweren Konjunkturpaket der EU bewege sich Europa in die richtige Richtung, lobten die Analysten von BCA Research. Die Verteilung von konjunkturellen und finanziellen Risiken auf mehr Schultern sei längerfristig gut für die europäischen Vermögenswerte.
Einige Aktien aus der Reise- und Freizeitbranche gehörten in der Hoffnung darauf, dass die Lockerungen wieder eine Perspektive geben für das so wichtige Sommergeschäft, zu den Gewinnern. Das Kursfeuerwerk der TUI-Aktien vom Vortag ging mit einem Anstieg um phasenweise mehr als ein Drittel in die nächste Runde. Am Ende betrug das Plus 15,6 Prozent.
Auch Aktien von Fluggesellschaften und Kreuzfahrtanbietern wurden erneut beflügelt. Papiere der Reederei Carnival kletterten in London um 7,7 Prozent, während aus der Flugbranche IAG und Air France-KLM um 6,4 beziehungsweise 2,8 Prozent weiter anzogen.
Die Hoffnung auf eine schnelle Erholung von der Corona-Krise trieb auch die Automobil- und Bankentitel an, die noch stärker gefragt waren als die Reisebranche. BNP Paribas gaben im Bankensektor die Richtung vor mit einem Kurssprung von fast neun Prozent, nachdem die Investmentbank Morgan Stanley zum Kauf geraten hatte.
Im Autosektor waren Renault mit einem Kurssprung von mehr als 17 Prozent richtungweisend. Frankreich will seine Autobranche mit einem Hilfspaket von mehr als acht Milliarden Euro stützen. Davon werde über eine Milliarde Euro fliessen, um die wegen der Corona-Krise eingebrochene Nachfrage wieder in Schwung zu bringen, hatte Staatschef Emmanuel Macron am Vorabend angekündigt. Aktien von PSA legten um fast fünf Prozent zu.
In Zürich rutschten die Aktien des Chemiekonzerns Sika um 6,7 Prozent ab. Der französische Industriekonzern Saint-Gobain, dessen Aktien um 1,4 Prozent stiegen, hat sich von seinem Sika-Aktienpaket mittels einer Privatplatzierung getrennt. (awp/mc/ps)