Europa-Schluss: Zu viele Belastungsfaktoren lassen Kurse absacken
Paris / London – Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Dienstag den Rückzug angetreten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel auf den niedrigsten Stand seit Anfang März. Er büsste 1,35 Prozent auf 4916,99 Punkte ein. Der Anfang April erreichte höchste Stand seit dem Jahr 2000 bei 5121 Zählern rückt in immer grössere Ferne.
Marktbeobachter führten gleich mehrere Gründe für die breit gestreuten Verluste ins Feld. «Die Aussicht auf eine lockerere Geldpolitik in den USA hat sich gestern noch mehr verflüchtigt», schrieb Analyst Pierre Veyret vom Broker Activtrades. Er verwies auf überraschend starke Zahlen des US-Einzelhandels im März, die gegen baldige Zinssenkungen durch die Notenbank sprächen.
Hinzu kämen Konjunkturdaten aus China, die unter dem Strich eher auf eine schwache Verfassung der Wirtschaft hindeuteten, so der Experte. Und schliesslich gingen von den Konflikten im Nahen Osten Unsicherheiten für die Börsen aus. «Mit all dem im Hinterkopf überrascht es nicht, dass Anleger keine Lust auf Risiken haben», urteilt Veyret.
Der französische Cac 40 büsste 1,40 Prozent auf 7932,61 Zähler ein, während der britische FTSE 100 um 1,82 Prozent auf 7820,36 Punkte fiel.
Die Vorsicht der Investoren spiegelte sich darin wider, dass Sektoren mit stabilen Erträgen wie Telekommunikation, Versorger und Nahrungsmittelhersteller deutlich weniger unter Druck gerieten als solche.
Dagegen erwischte es die Rohstofftitel überdurchschnittlich stark, sie gelten als besonders konjunkturabhängig. ArcelorMittal sackten um fast 7 Prozent ab. Die Deutsche Bank strich die Kaufempfehlung für die Aktien des Stahlherstellers.
Aktien von UBS standen mit 2,7 Prozent Abschlag unter Druck. Grund dafür waren anhaltende Sorgen, dass die Bankenregulierung für die Grossbank sehr teuer werden könnte.
Aktien von LVMH verloren 1,6 Prozent. Hier könnten sich Anleger bereits für die Umsätze des Luxuswarenkonzerns im ersten Quartal positioniert haben, die am Abend nach Börsenschluss veröffentlicht wurden. Die Anteile des Kontrahenten Kering verloren 2,8 Prozent.
Zu den wenigen Gewinnern zählten die Aktien von Ericsson. Sie reagierten mit 1,8 Prozent Aufschlag auf die Zahlen zum ersten Quartal. Nach Einschätzung der Analysten von JPMorgan hat sich der Netzwerkausrüster in einem schwierigen Markt zuletzt gut geschlagen. (awp/mc/ps)