Europa-Verlauf: Schwächer – Verunsicherung über Notenbankkurs hält an

Europa-Verlauf: Schwächer – Verunsicherung über Notenbankkurs hält an
(Adobe Stock)

Paris / London – Europas Börsen haben am Freitag anfängliche Gewinne nicht gehalten und sind leicht ins Minus gefallen. Sie knüpften damit an die Schwäche vom Vortag an. Der EuroStoxx 50 verlor am späten Vormittag 0,68 Prozent auf 4112,85 Punkte.

Etwas besser hielt sich der französische Cac 40 , der lediglich um 0,32 Prozent auf 6983,47 Punkte sank. Die starken Ölwerte stützten unterdessen den FTSE 100 , der um 0,43 Prozent auf 7561,01 Zähler anzog.

Die europäischen Börsen waren widersprüchlichen Einflüssen ausgesetzt. Einerseits stützten die nachbörslichen Gewinne der Amazon -Aktie. Der Quartalsbericht des Onlinehändlers war zwar eher mässig ausgefallen, hatte aber einige Lichtblicke wie die Aussicht auf höhere Preise für die «Prime»-Dienste geboten. Das genügte, um der im regulären Handel gesunken Aktie nachbörslich einen Schub zu geben.

Es reichte aber nicht, um die europäischen Börsen nach den Verlusten am Vortag aus ihrer Lethargie zu reissen. Die Unsicherheit nach der jüngsten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) steckte den Marktteilnehmern noch in den Knochen. «Die unerwartet hohe Inflationsrate im Januar zwang Präsidentin Lagarde zu einem deutlich hawkishen Ton, der darauf hindeutete, dass die nächste Phase der Normalisierung der Geldpolitik früher als bisher erwartet erfolgen könnte», gab Volkswirtin Silvia Dall?Angelo vom Vermögensverwalter Federated Hermes zu bedenken.

In der Reserve hielten den Markt auch die am Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten und weitere US-Inflationsdaten in der kommenden Woche. Chefstratege Robert Greil von Merck Finck erwartet bei der Preisentwicklung noch keine Entspannung: «Auch in den USA bleiben die Energie- und die Nahrungsmittelpreise sowie temporäre Effekte vorerst die grössten Inflationstreiber. Damit dürfte das Thema Inflation und die Auswirkungen auf die Geldpolitik auch weiterhin auf den Märkten lasten. Von der EZB befragte Experten gehen von einer deutlich höheren Inflation in diesem Jahr aus. Für den Euroraum erwarten die Fachleute 2022 eine Teuerungsrate von durchschnittlich 3,0 Prozent, wie die EZB am Freitag in Frankfurt mitteilte.

Die meisten Sektoren lagen im Minus. Lediglich die Ölwerte notierten angesichts der Ölpreisentwicklung deutlich im Plus. Der US-Ölpreis hatte den höchsten Stand seit Herbst 2014 markiert. «Grund ist die wegen des Russland-Ukraine-Konflikts kräftig gestiegene Risikoprämie, die sich nur langsam zurückbilden dürfte», so Rohstoffanalyst Carsten Fristsch von der Commerzbank. «Aus diesem Grund sehen wir auch im zweiten Quartal den Ölpreis noch deutlich erhöht.»

Vergleichsweise gut hielten sich auch die Pharmawerte. Aktien von Sanofi zogen nach den Jahreszahlen zunächst an. Goldman-Analyst Keyur Parekh sprach von einem insgesamt soliden Zahlenwerk des Pharmakonzerns. Mit Vinci überzeugte daneben ein anderes französisches Unternehmen. Hohe staatliche Infrastrukturausgaben und die gestiegene Mobilität der Menschen nach dem Ende vieler Corona-Einschränkungen hatten dem Infrstrukturkonzern im vergangenen Jahr eine kräftige Erholung beschert. Im laufenden Jahr soll die Corona-Delle nun endgültig überwunden werden. Vinci kletterten um knapp ein Prozent.

Intesa Sanpaolo verbuchten dagegen nur zum Handelsauftakt Gewinne, fielen dann aber wieder zurück. Das Finanzinstitut will nach einem starken Ergebnis im vergangenen Jahr den Gewinn weiter kräftig steigern und im laufenden Jahr mehr als fünf Milliarden Euro verdienen. Die italienische Grossbank nehme sich viel vor, schrieb Analyst Benjie Creelan-Sandford von Jefferies. Vieles davon sei aber schon in den Markterwartungen berücksichtigt.

Auch bei Enel war die Begeisterung über das Zahlenwerk nur von kurzer Dauer. Der italienische Versorger hatte 2021 mehr umgesetzt und verdient als ein Jahr zuvor. Die Erlöse waren unter anderem wegen einer höheren Stromnachfrage um gut ein Drittel gestiegen. Die Aktie gab nach Anfangsgewinnen leicht nach.

Stärkere Abgaben verzeichnete der Einzelhandelssektor. Die Umsätze im Einzelhandel der Eurozone waren im Dezember deutlich stärker als erwartet gefallen. Gegenüber dem Vormonat sanken sie um 3,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Analysten hatten im Mittel einen Rückgang um lediglich 0,9 Prozent erwartet. (awp/mc/pg)

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