Europa-Schluss: Schwung lässt wieder nach
Paris / London – Nach dem kleinen Freudensprung der Kurse nach oben mit Blick auf Joe Bidens Amtsantritt am Vortag haben sich Europas Börsen am Donnerstag schwerer getan. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss mit 0,16 Prozent im Minus bei 3618,35 Punkten. Am Mittwoch hatte der Machtwechsel in den USA und die Aussicht auf üppige Hilfspakete der neuen US-Regierung für die Konjunktur die Börsen noch angetrieben.
Auch die Europäische Zentralbank konnte die Aktienmärkte nicht befeuern. Trotz verschärfter Lockdowns in vielen Eurostaaten legen Europas Währungshüter im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise vorerst eine Pause ein. Bei seiner ersten Sitzung im neuen Jahr bestätigte der EZB-Rat am Donnerstag den expansiven geldpolitischen Kurs der Notenbank in Frankfurt.
Für den französischen Cac 40 ging es um 0,67 Prozent auf 5590,79 Punkte stärker abwärts. Der britische FTSE 100 gab um 0,37 Prozent auf 6715,42 Punkte nach.
Aus Branchensicht favorisierten die Anleger wieder einmal Technologieaktien: Der entsprechende Sektorindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 setzte mit einem Plus von 1,6 Prozent die Rekordjagd fort, nachdem der technologielastige US-Index Nasdaq 100 am Donnerstag abermals eine historische Bestmarke erreicht hatte.
Als Zugpferd im Tech-Sektor erwiesen sich erneut ASML: Nachdem am Mittwoch starke Geschäftszahlen und ein erfreulicher Ausblick die Aktien beflügelt hatten, sorgten nun etliche höhere Kursziele von Analysten für ein Plus von weiteren 3,8 Prozent und ein erneutes Rekordhoch. Die Aktien des Chipindustrie-Ausrüsters lagen damit an der Spitze des EuroStoxx 50.
Schlusslicht im europäischen Branchentableau war mit minus 1,5 Prozent der Index der Immobiliengesellschaften. Sie gelten als besonders abhängig von den Kapitalmarktzinsen. Diese legten am Donnerstag kräftig zu, womit sich die Refinanzierung der Unternehmen verteuern könnte. Zudem hatte sich die britische Investmentbank Barclays negativ zu den Betreibern grosser Shopping-Zentren geäussert, woraufhin die Kurse von Unibail Rodamco und Klepiere unter Druck gerieten.
In Madrid stiegen Aktien von Cellnex um 1,7 Prozent. Der Mobilfunkdienstleister und die Deutsche Telekom wollen ihre Funktürme in den Niederlanden zusammenlegen und dafür ein neues offenes Investitionsvehikel schaffen. Unter dem Namen Cellnex Netherlands soll so die führende unabhängige Funkturmgesellschaft des Landes entstehen.
Für die Anteilscheine der Online-Apotheke Zur Rose ging es nach besser als erwartet ausgefallenen Umsatzzahlen für das vergangene Jahr um fast neun Prozent nach oben. Zudem erreichten die Titel des Shop-Apotheke-Konkurrenten eine Bestmarke.
Dagegen sackten die Papiere von IG Group in London um 8,5 Prozent ab. Der Betreiber einer Handelsplattform für Wertpapiere will für insgesamt eine Milliarde US-Dollar in bar und in eigenen Aktien den US-Konkurrenten Tastytrade übernehmen. (awp/mc/ps)