Europa-Schluss: Stabilisierung nach steiler Talfahrt
Paris / London – Europas wichtigste Aktienmärkte haben sich am Dienstag stabilisiert. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone stieg um 0,79 Prozent auf 3554,80 Zähler. Zum Wochenauftakt war der Index belastet von der Aussicht auf steigende Zinsen und eine drohende Rezession auf den niedrigsten Stand seit Anfang März gefallen.
Marktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets verwies zur Begründung für die Erholung auf die Beruhigung am US-Anleihemarkt. «Gestern stieg die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe zunächst über die Marke von 3,2 Prozent, gab dann aber wieder nach», so Molnar. Auch am Dienstag gingen die US-Renditen zurück. «Kann der Zinsanstieg auch in den kommenden Tagen gebremst werden, besteht die Chance auf eine Bodenbildung vor allem bei den stark überverkauften Technologiewerten, was auch den Gesamtmarkt stabilisieren dürfte.»
Der Pariser Leitindex Cac 40 kletterte um 0,51 Prozent auf 6116,91 Punkte. Für den Londoner FTSE 100 ging es um 0,37 Prozent auf 7243,22 Punkte nach oben.
Zu den Gewinnern auf dem Sektortableau zählten die Bauwerte. Hier zogen Holcim um mehr als zwei Prozent an. Die indische Tochter ist laut einem Medienbericht im Visier der JSW Group. Das Stahl- und Energiekonglomerat des indischen Industriellen Sajjan Jindal will demzufolge ein Kaufangebot von 7 Milliarden US-Dollar für das Indien-Geschäft von Holcim vorlegen.
Nur ein moderates Plus wies der Öl- und Gassektor aus. «Die kräftige Senkung der offiziellen Verkaufspreise für asiatische Abnehmer durch Saudi-Arabien wurde von einigen Marktteilnehmern offenbar als Anzeichen einer schwächeren Ölnachfrage interpretiert», merkte Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank an. Die strikte Null-Covid-Strategie in China hemme die dortige Ölnachfrage.
Schlusslicht im EuroStoxx 50 waren die Aktien von EssilorLuxottica mit einem Abschlag von gut fünf Prozent. Sie wurden von gekappten Jahreszielen des US-Brillenherstellers National Vision belastet, deren Aktien in New York um mehr als 20 Prozent einbrachen.
Zu deutlichen Kursveränderungen kam es bei kleineren europäischen Werten. Aktien von Swedish Match sprangen um fast 25 Prozent nach oben. Der US-Tabakriese Philip Morris will den schwedischen Tabak- und Zündholzhersteller übernehmen. Der Deal würde Swedish Match mit 16 Milliarden US-Dollar bewerten.
Die Aktien der Versandapotheke Zur Rose brachen dagegen um fast 16 Prozent ein. Laut einem Bericht einer Branchenzeitschrift wurde bei der geplanten Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland weiterhin kein konkreter Fahrplan beschlossen. (awp/mc/ps)