Paris / London – Nach einer verlustreichen Börsenwoche hat es an den europäischen Aktienmärkten auch am Freitag nicht für eine durchgreifende Erholung gereicht. Am Nachmittag ging den Kursen erneut die Puste aus. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 hatte sich zwischenzeitlich um bis zu 1,7 Prozent erholt. Zum Handelsende stand jedoch nurmehr ein Plus von 0,31 Prozent auf 3438,46 Punkte zu Buche. Auf Wochensicht beläuft sich der Verlust des Index auf 4,5 Prozent, am Vortag war dieser auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Monaten gefallen.
«Die europäischen Märkte haben vor dem Wochenende einen Anflug von Erholung unternommen, aber sie tun sich einfach schwer, Fuss zu fassen», schrieb Analyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets.
Rezessionen in den einzelnen Wirtschaftsräumen würden immer wahrscheinlicher angesichts der geradezu dramatisch steigenden Leitzinsen der Zentralbanken, merkte Craig Erlam vom Broker Oanda an. Die Notenbanken müssten aber handeln, um die Inflation nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Immerhin sei eine Rezession noch besser als eine Stagflation, also eine stagnierende Wirtschaft bei gleichzeitig steigenden Preisen.
Der französische Cac 40 schloss am Freitag mit minus 0,06 Prozent auf 5882,65 Punkte nahezu unverändert. Der britische FTSE 100 ging mit einem Minus von 0,41 Prozent auf 7016,25 Punkten in das Wochenende. Hier belasteten die Kursverluste der Öl- und Gaskonzerne sowie der Bergwerksbetreiber den Index.
Gefragt waren vor allem Sektoren, die es zuletzt besonders gebeutelt hatte, etwa Immobilien und Technologie. Am Ende des Sektortableaus fanden sich die Öl- und Gaskonzerne mit einem Verlust von vier Prozent. Sie hatten allerdings erst in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit 2018 erklommen. Die Erdölpreise wurden in den vergangenen Tagen von der schlechten Stimmung an den Aktienbörsen belastet, sie bleiben aber auf hohem Niveau.
Für Fantasie im Bankensektor sorgte die Nachricht, dass die französische Grossbank BNP Paribas Insidern zufolge ein Auge auf die niederländische Konkurrentin ABN Amro geworfen hat. Die Franzosen hätten jüngst mit der niederländischen Regierung über eine mögliche Übernahme der seit der Finanzkrise verstaatlichten Bank sprechen wollen, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die Aktien von ABN Amro stiegen daraufhin um knapp sechs Prozent, während BNP Paribas um ein halbes Prozent zulegten.
Nach enttäuschenden Nachrichten der Online-Modehändler Asos und Boohoo am Vortag konnte der britische Einzelhändler Tesco am Freitag mit seinen Geschäftszahlen überzeugen. Die vom JPMorgan-Experten erwartete Erleichterungsrally blieb jedoch aus, die Papiere schlossen moderat im Plus. (awp/mc/ps)