Paris / London – Die zunehmende Sorge um die sich ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus und um negative wirtschaftliche Folgen haben Europas Börsen am Montag schwer belastet. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sackte um 2,66 Prozent auf 3928,53 Zähler ab und fiel auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Vom langjährigen Hoch des Index von Mitte Juni hat dieser mittlerweile knapp sechs Prozent verloren. Der französische Cac 40 büsste 2,54 Prozent auf 6295,97 Punkte ein.
Für den britischen FTSE 100 ging es um 2,34 Prozent auf 6844,39 Zähler nach unten. «Der ‹Freedom Day› ist gescheitert», sagte Analyst Michael Hewson von CMC Markets. Der Tag, an dem in Grossbritannien fast alle Corona-Einschränkungen beendet wurden, habe am Londoner Aktienmarkt einen Ausverkauf nach sich gezogen. Denn stark steigende Zahlen von Krankenhausaufenthalten und immer mehr Menschen in Selbstisolation gefährdeten die wirtschaftliche Erholung. Die britische Regierung habe «alles daran gesetzt, sich selbst in den Fuss zu schiessen».
«Die Investoren befürchten eine weltweite Ausbreitung der Delta-Variante», hiess es in einem Marktkommentar des Handelshauses Activtrades. Sie zögen sich deshalb aus risikoreichen Anlagen wie Aktien zurück und schichteten Mittel in als sicherer geltende Wertpapiere wie Anleihen um. Zehnjährige US-Titel kletterten am Montag auf den höchsten Stand seit Februar.
Werte aus der Tourismus- und Freizeitbranche wurden hart getroffen: Der europäische Reisesektor fiel um 3,6 Prozent und zählte zu den grössten Verlierern auf dem Sektortableau. Deutliche geringer waren die Verluste im Lebensmittel- und im Gesundheitssektor, beide gelten als vergleichsweise sichere Investments mit stabilen Erträgen und Dividenden.
Schlusslicht im EuroStoxx 50 waren die Papiere des Flugzeugbauers Airbus mit einem Minus von 6,4 Prozent. Die Aktien des IT-Dienstleisters für die Tourismusindustrie Amadeus IT fielen um 3,5 Prozent. Die Aktien des Mutterkonzerns von British Airways und Iberia, IAG, knickten um 5,2 Prozent ein. Die Anteile des Triebwerksproduzenten Rolls-Royce und des deutschen Konkurrenten MTU gerieten ebenfalls deutlich unter Druck.
Deutlich tiefer notierten auch die Ölpreise, nachdem die Öl-Allianz Opec+ die Weichen für eine Erhöhung der Förderung auf Vorkrisen-Niveau gestellt hatte – und das, obwohl der globale Konjunkturaufschwung zuletzt ein wenig ins Stocken zu geraten schien. Die Aussicht auf ein höheres Ölangebot drückte auf die Aktien der Ölbranche, die Verluste von BP, Shell, Eni und Total reichten von 3,8 bis 4,7 Prozent. (awp/mc/ps)