Paris / London – An Europas wichtigsten Aktienmärkten haben sich die extremen Schwankungen am Donnerstag fortgesetzt. Die von US-Präsident Donald Trump verkündete Zollpause verhalf den Börsen zu einer Aufwärtsbewegung. «Die nun verkündete Pause der reziproken Zölle verringert zwar das Rezessionsrisiko und die Börsen können nicht anders, als wieder deutlich zu steigen», stellte Analyst Jochen Stanzel vom Broker CMC Markets fest. Wirtschaft bestehe jedoch aus Vertrauen und hier habe der US-Präsident in den vergangenen Wochen viel Porzellan zerschlagen.
Der EuroStoxx 50 kletterte am Mittag um 5,49 Prozent auf 4.875,75 Punkte. Auch ausserhalb des Euroraums ging es kräftig nach oben. Der Schweizer SMI erhöhte sich um 4,48 Prozent auf 11.375,57 Punkte. Mit dem britischen FTSE 100 ging es um 3,81 Prozent auf 7.972,20 Punkte nach oben.
Die kräftige Erholung sollte allerdings nicht über die bestehenden Risiken hinweg täuschen. «Es ist weiterhin unklar, wie sich die USA in den kommenden Handelstagen positionieren werden und welche neue Strafzollstrategie als Nächstes aus dem Hut gezogen werden wird», warnte Marktexperte Andreas Lipkow. «Der zeitliche Aufschub ist kein Aufheben der geplanten Strafzölle und dadurch schwebt die Thematik wie ein Damoklesschwert über den Finanzmärkten.»
Trump hatte auf der Plattform Truth Social geschrieben, er habe eine 90-tägige Pause angeordnet und während dieses Zeitraumes greife ein gesenkter Zollsatz in Höhe von zehn Prozent. Für China gilt das jedoch explizit nicht: Für chinesische Einfuhren hob Trump den Zollsatz vielmehr noch mal an – auf insgesamt 125 Prozent.
Gefragt waren naturgemäss die Sektoren, die vorher am stärksten gefallen waren. Sowohl Bankaktien als auch Technologie- und Industriewerte standen an der Spitze der Gewinner, wobei sich die extremen Kurssprünge aus dem frühen Handel im Verlauf etwas verringerten. Ölwerte vollzogen unterdessen den Kurssprung des Ölpreises am Vorabend nach und gehörten ebenfalls zu den starken Sektoren.
Am Ende des Feldes, wenn auch mit Gewinnen, bewegten sich unterdessen die defensiven Branchen. Sowohl Telekom- als auch Nahrungsmittel und Versorgerwerte hatten sich während der Marktkorrektur vergleichsweise gut gehalten. Ausnahme war hier ein Wert aus der zweiten Reihe. Barry Callebaut brachen um 17,8 Prozent ein. Der Schweizer Schokoladenhersteller hatte am Morgen ernüchternde Halbjahreszahlen vorgelegte, die vor allem beim Gewinn deutlich unter den Erwartungen gelegen hatten.
Auch die Aktien des britischen Einzelhändlers Tesco entzogen sich dem Gesamtmarkt. Die Aktie gab nach neuen Zahlen um 6,2 Prozent nach. Die Analysten von RBC sprachen zwar von einem starken Zahlenwerk, betonten aber auch den vorsichtigen Ausblick.
Unter den Nebenwerten ragten DocMorris mit über zehn Prozent Aufschlag heraus. Die Online-Apotheke plant nach einem soliden Jahresstart mittelfristig weiteres Wachstum. Der Umsatz soll jährlich um rund 20 Prozent zulegen. 2026 will DocMorris ausserdem zumindest im Tagesgeschäft den Weg aus den roten Zahlen finden. (awp/mc/ps)