Europa-Verlauf: Südwärts – Märkte bleiben volatil
Paris / London – Die europäischen Börsen haben am Freitag wieder nachgegeben und damit ihre volatile Entwicklung der vergangenen Tage fortgesetzt. Der EuroStoxx 50 verlor am Vormittag 1,9 Prozent auf 4108,25 Punkte.
In Paris gab der Cac 40 um 1,6 Prozent auf 6909,88 Punkte nach, während der FTSE 100 in London um 1,14 Prozent auf 7468,04 Zähler anzog.
In den Schwankungen der vergangenen Tage spiegelte sich nach Ansicht von Marktexperte Andreas Lipkow die Unsicherheit des Marktes wider. «Die Investoren werden zunehmend nervöser, da sich die These einer von der Old Economy angeführten Konjunkturerholung derzeit nicht klar aufzeigt», so Lipkow. «Der Konjunkturmotor stottert weiter vor sich in und es sind doch noch die Technologieunternehmen, die die guten Quartalszahlen präsentieren können.» Während der US-Konzern Apple mit seinen Quartalszahlen glänzte, enttäuschten Vertreter der traditionellen Branchen wie Henkel oder Givaudan.
Das verunsicherte, zumal die jüngsten Äusserungen der US-Notenbank zu einem strikteren geldpolitischen Kurs noch nachwirkten. «Zurzeit machen Anleger offensichtlich aus Sorge vor steigenden Zinsen einen grossen Bogen um Aktien», stellte Analyst Marthel Edouard von der Weberbank fest.
Enttäuschende Konjunkturdaten fügten sich in das schwache Bild. Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hatte sich im Januar überraschend eingetrübt. Nach dem deutlichen Rückgang im Vormonat verschlechterte sich erneut die Stimmung im Dienstleistungssektor. Aber auch in der Industrie, in der Bauwirtschaft und bei den Verbrauchern trübte sich die Stimmung ein. Im Einzelhandel verbesserte sie sich etwas.
Der Einzelhandelskonzern Hennes & Mauritz überraschte denn auch mit positiven Nachrichten. Das Unternehmen verzeichnete einen guten Start in das laufende Geschäftsjahr und will seinen Umsatz verdoppeln. H&M kletterten um 5,4 Prozent, der Einzelhandelssektor verzeichnete unter den Branchen als einziger Gewinne.
Positiv überraschte auch der französische Luxusgüterkonzern LVMH, der mit seinen Zahlen die Erwartungen der Analysten deutlich übertraf. Der Jahreserlös stieg gegenüber dem Vorjahr um knapp 44 Prozent auf 64 Milliarden Euro. Der Aktienkurs des wertvollsten börsennotierten Unternehmens der Eurozone legte um 0,8 Prozent zu.
Weniger gut sah es im Chemiebereich aus. Hier verdarben die Zahlen des Schweizer Herstellers von Duftstoffen und Lebensmittelzusätzen Givaudan die Stimmung. Höhere Rohstoffkosten hatten die Margen belastet. Die Aktie fiel um 5,5 Prozent.
Noch schwächer tendierte der Autosektor. Volvo verloren hier über drei Prozent. Im vierten Quartal hatten gestiegene Materialkosten und Probleme in der Lieferkette am Gewinn des Nutzfahrzeugherstellers gezehrt. Die weltweite Versorgung mit Halbleitern und anderen Teilen bleibe labil, erklärte Konzernchef Martin Lundstedt. (awp/mc/ps)