Europa-Verlauf: Talfahrt setzt sich fort – Zollsog erfasst auch Rüstungswerte

Europa-Verlauf: Talfahrt setzt sich fort – Zollsog erfasst auch Rüstungswerte
(Adobe Stock)

Paris/London/Zürich – An Europas wichtigsten Aktienmärkten hat sich der Ausverkauf wegen der rabiaten US-Zollpolitik fortgesetzt. Der EuroStoxx 50 hatte seine Abwärtsbewegung zeitweise deutlich beschleunigt und sackte bis zum Montagmittag noch um 4,91 Prozent auf 4.638,87 Punkte ab. Damit bewegt sich der Leitindex der Eurozone aktuell auf dem Niveau von Anfang August letzten Jahres.

Im Zollkonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) zeichnet sich keine Entspannung ab. Zwar signalisierte der auf hohe Importzölle setzende US-Präsident Donald Trump Gesprächsbereitschaft unter bestimmten Bedingungen. Sein Handelsminister Howard Lutnick hatte zuvor aber angekündigt, dass die US-Regierung ihren harten Kurs mit hohen Einfuhrgebühren auf Waren aus fast allen Staaten der Erde durchziehen wolle.

In Luxemburg beraten zu Wochenbeginn die Handelsminister der EU-Staaten über die Frage, mit welcher Strategie Trump zum Einlenken bei den Sonderzöllen bewegt werden könnte. Dabei soll es auch um Vorkehrungen für den Fall gehen, dass Verhandlungen mit der US-Regierung über eine einvernehmliche Lösung platzen. Vorgesehen ist, die Vorbereitungen für Gegenzölle und andere denkbare Vergeltungsmassnahmen voranzutreiben.

Der Schweizer SMI büsste 4,57 Prozent auf 11.116,89 Punkte ein. Mit dem britischen FTSE 100 ging es um 4,66 Prozent auf 7.679,69 Punkte nach unten.

Maximilian Wienke, Marktanalyst bei der Investmentplattform eToro, sagte: «Die neuen Zölle von Donald Trump überschatten derzeit alles andere an den Märkten.» Die Rezessionssorgen nähmen zu, die Anlegerstimmung sei im Keller.

Europaweit zählten Rüstungswerte zu den grössten Verlierern. Die Zoll-Panik an den weltweiten Aktienmärkten überschattete die eigentlich bislang guten Gewinnperspektiven der Sektorunternehmen.

Zu Wochenbeginn erinnerte ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters die Anleger daran, dass sich auch die Rüstungsbranche der negativen Zoll-Spirale nicht entziehen kann. Reuters liegt ein Brief des Flugzeugteile-Herstellers Howmet Aerospace an seine Kunden vor, in dem man wegen der US-Zölle einen «force majeure» erklärt. Man fühlt sich also wegen höherer Gewalt nicht mehr an Vertragsverpflichtungen gebunden.

Howmet-Aktien verloren im vorbörslichen US-Handel 7,4 Prozent. Europaweit sah es nicht besser aus: Aktien des auch im Rüstungsbereich tätigen Triebwerksherstellers Safran knickten unter den Schlusslichtern im EuroStoxx um gut 9 Prozent ein. In Mailand fielen Leonardo um mehr als 13 Prozent, an der Euronext erwischte es Thales mit minus 4,3 Prozent. In London verloren BAE Systems gut 2 Prozent, Babcock International sackten um mehr als 6 Prozent ab.

An den europäischen Aktienmärkten konnten sich selbst als robust geltende Branchen nicht dem Abwärtssog entziehen. So verzeichneten Papiere aus dem Bereich Nahrungsmittel und Getränke sowie aus dem Telekommunikationssektor Verluste von im Schnitt jeweils rund vier Prozent. (awp/mc/pg)

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