Paris / London – Trotz des von Börsianern zuvor als Worst-Case-Szenario bezeichneten unklaren US-Wahlausgangs haben Europas wichtigste Aktienmärkte am Mittwoch deutlich angezogen. Einzige Begründung dafür sei, dass wohl zu viele Marktteilnehmer im Vorfeld auf fallende Kurse nach der Wahl gesetzt hätten und ihre Short-Positionen glattstellen mussten, begründete Salah-Edinne Bouhmidi vom Broker IG den Handelsverlauf. «Buy the rumour, sell the fact – nun wird eben wieder eingedeckt», sagte der Marktanalyst.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 2,01 Prozent höher bei 3161,07 Punkten. Damit summiert sich das Index-Plus in dieser Woche nun bereits auf rund 6,8 Prozent, nachdem das Börsenbarometer in der Vorwoche rund 7,5 Prozent eingebüsst hatte. Der französische Cac 40 verbuchte am Mittwoch einen Gewinn von 2,44 Prozent auf 4922,85 Punkte und der britische FTSE 100 rückte um 1,67 Prozent auf 5883,26 Zähler vor.
Im europäischen Branchenvergleich punkteten vor allem Aktien aus dem Gesundheitssektor. Der entsprechende Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann 4,9 Prozent. Weit vorne fanden sich auch die ebenfalls als defensiv geltenden Indizes von Immobilienkonzernen.
Dagegen führte der Bankenindex mit einem Minus von 1,5 die kleine Verliererliste an. Schwach präsentierten sich zudem die Branchenbarometer der Öl- und Gas- sowie der Rohstoffkonzerne.
Im Schatten der US-Wahlen legten zudem noch einige Unternehmen Geschäftszahlen vor, die für sichtbare Kursausschläge sorgten. Die Aktien von Ahold Delhaize zählten mit einem Kursabschlag von 2,0 Prozent zu den grössten Verlierern im EuroStoxx, obwohl der Handelskonzern sich dank anhaltend guter Geschäften erneut etwas optimistischer für das laufende Geschäftsjahr als bisher zeigte.
Bei Vestas mussten die Aktionäre nach Geschäftszahlen einen Kursrutsch von 3,5 Prozent verkraften. Beim Auftragseingang habe der Windturbinenhersteller die Erwartungen verfehlt, schrieb JPMorgan-Analyst Akash Gupta.
Dagegen schafften die Anteilscheine von Credit Agricole gegen den Branchentrend ein Plus von 1,2 Prozent. Die Folgen der Corona-Pandemie trafen die französische Grossbank im dritten Quartal weniger hart als befürchtet. Zudem liefen die Geschäfte im Investmentbanking – und hier vor allem mit Anleihen – besser als prognostiziert.
Im Zürich stemmte sich Swiss Life mit einem Kursanstieg von 3,1 Prozent gegen den schwachen Branchentrend. Der Lebensversicherer punktete vor allem mit der geplanten Wiederaufnahme des Aktienrückkaufs bei den Anlegern.
An der Londoner Börse zogen die Titel von Marks & Spencer um 4,9 Prozent an. Die Umsätze des Handelskonzerns behaupteten sich im ersten Geschäftshalbjahr trotz der Corona-Pandemie besser als erwartet. (awp/mc/ps)