Paris / London – Europas wichtigste Börsen haben am Donnerstag mehrheitlich etwas zugelegt. Allerdings retteten sie nur einen Teil ihrer zeitweise deutlicheren Gewinne ins Ziel. Der EuroStoxx 50 behauptete zum Handelsende ein Plus von 0,19 Prozent auf 3674,54 Punkte, während der britische FTSE 100 um 0,11 Prozent auf 7479,74 Punkte zulegte. Der französische Cac 40 schloss 0,08 Prozent schwächer bei 6381,56 Zählern.
Wie in den Vortagen war Vorsicht angesichts der anstehenden Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole erste Anlegerpflicht. «Das Marktumfeld ist derzeit sehr fragil und fast minütlich kann die Stimmung in die eine oder andere Richtung kippen», beschrieb Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect das Handelsgeschehen. «Das erzeugt eine abwartende Haltung bei den Investoren.»
Die seit Tagen mit Spannung erwartete Notenbanker-Konferenz beginnt an diesem Donnerstag erst deutlich nach der Schlussglocke an den US-Börsen. Vertreter der US-Notenbank Fed hatten im Vorfeld von Jackson Hole deutlich gemacht, dass sie eine weitere Straffung der Geldpolitik für die Zukunft erwarten. Dies hatte den jüngsten Aufschwung bei Aktien zunichte gemacht. Die für Freitag angekündigte Rede von Fed-Chef Jerome Powell dürfte vor allem auf Hinweise auf das Tempo der geldpolitischen Straffung in den USA abgeklopft werden.
Im europäischen Branchenvergleich waren Öl- und Technologiewerte am Donnerstag am meisten gefragt: Deren Subindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewannen jeweils rund ein Prozent. Letztere profitierten von Rückenwind aus den USA. Die Kurse an der Technologiebörse Nasdaq legten deutlich kräftiger zu als an der New York Stock Exchange (Nyse), wo eher Unternehmen aus traditionelleren Branchen gelistet sind. Klares Schlusslicht im Branchentableau war dagegen der Index der Einzelhändler mit einem Minus von knapp zwei Prozent.
Der irische Baustoffkonzern CRH will trotz konjunkturellen Gegenwinds den operativen Jahresgewinn (Ebitda) steigern. Der Aktienkurs legte um über vier Prozent zu.
Unter den schwächelnden Immobilienwerten ragten Unibail-Rodamco-Westfield mit einem Plus von fast vier Prozent heraus. Mit dem Verkauf einer Liegenschaft in Südkalifornien für über 500 Millionen Dollar unternahm der französische Konzern einen weiteren Schritt zur Optimierung seines Portfolios.
Dagegen konnte der schweizerische Pharmakonzern Novartis mit der angekündigten Trennung von seiner Generikasparte Sandoz letztlich nicht punkten: Die Aktien büssten als Schlusslicht im SMI 0,8 Prozent ein. Der lange schwächelnde Bereich soll als eigenständige Firma an die Börse in der Schweiz gebracht werden. Der Schritt ist für das zweite Halbjahr 2023 vorgesehen. Auch ein Handel mit Sandoz-Papieren am US-Markt ist geplant. (awp/mc/ps)