Paris / London – Die europäischen Aktienmärkte haben am Dienstag etwas schwächer geschlossen. Die Nachrichten zur Situation in der Ukraine hielten die Anleger weiter in Atem. Hinzu kamen bange Blicke nach China. Weiter nachgebende Ölpreise und steigende US-Börsen sorgten insgesamt für nur moderate Verluste.
Der EuroStoxx 50 schloss 0,08 Prozent tiefer bei 3738,11 Punkten, nachdem er am Vormittag mit 3641 Zählern auch schon um bis zu 2,7 Prozent abgesackt war. Der französische Cac 40 ging 0,23 Prozent tiefer bei 6355,00 Punkten aus dem Handel. Der britische FTSE 100 gab um 0,32 Prozent auf 7170,16 Punkte nach.
In Asien hatte es noch heftige Verluste an den Börsen in China und Hongkong gegeben. Dem waren die Börsen hierzulande zunächst gefolgt. Neben Sorgen wegen Corona-Ausbrüchen drehten sich die Verluste dort auch um die Beziehungen Chinas zu Russland. Die Belastungen kamen auch in Europa wegen der Befürchtung an, Lockdown-Massnahmen in China könnten die globalen Lieferketten wieder stärker stören.
Fallende Ölpreise ermutigten dann die Anleger wieder etwas, auch wenn der Krieg in der Ukraine andauert. Für Ausschläge am Nachmittag sorgte zwar noch der Vorwurf des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Ukraine suche in den laufenden Verhandlungen nicht ernsthaft nach einer beiderseitig akzeptablen Lösung. Die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung blieb, was sich Marktbeobachtern zufolge in fallenden Ölpreisen widerspiegelte.
«Mit den vom Krieg getriebenen Kursen von Gold und Öl geht es bergab», sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robo Markets. Rohstoffpreise allgemein kamen zurück und dies machte sich bei Minenwerten negativ bemerkbar. Nach Ansicht der Rohstoffanalysten der Commerzbank werden Angebotsrisiken derzeit wieder ausgepreist. Der Teilindex Stoxx Europe 600 Basic Resources war mit einem Minus von 2,1 Prozent das Schlusslicht in der Branchenwertung.
Aktien aus der Automobilbranche erholten sich, nachdem sie zunächst noch an ihre Vortagsverluste angeknüpft hatten. Ihr Branchenindex verbuchte mit einem Anstieg um 1,1 Prozent die zweitgrössten Gewinne in der Sektortabelle nach den Medienkonzernen, deren Teilindex um 1,9 Prozent stieg. Die Richtung gaben hier die Aktien des britischen Pearson-Konzerns vor mit einem Kurssprung um 8,7 Prozent.
Der Index der Technologiewerte schaffte es am Ende auch mit gut einem halben Prozent ins Plus. Er profitierte von einer Erholung an der US-Börse Nasdaq. Der branchenlastige Auswahlindex Nasdaq 100 war dort am Dienstag nach seinen deutlichen Vortagsverlusten um mehr als zwei Prozent angezogen. Die Titel des Tech-Investors Prosus blieben aber im EuroStoxx mit einem Abschlag von 6,6 Prozent das Schlusslicht. JPMorgan hatte das Votum auf «Neutral» abgestuft – vor allem wegen der chinesischen Kernbeteiligung Tencent.
Unter den Verlierern blieben Luxusgüterhersteller, die weiterhin unter dem Ukraine-Konflikt und steigenden Kapitalkosten litten, wie die Analysten von RBC feststellten. Aus dem EuroStoxx büssten Kering, LVMH, EssilorLuxottica sowie Hermes International zwischen 1,3 und 3,1 Prozent ein.
Besser sah es beim Versicherer Generali und dem Lebensmittelhändler Ahold Delhaize aus, deren Aktien nach Jahreszahlen beziehungsweise einer Hochstufung der UBS-Analysten 1,5 Prozent respektive 2,3 Prozent an Wert gewannen. Weniger gut kamen dagegen die Zahlen von Hennes & Mauritz an. Die Papiere der Bekleidungskette büssten in Stockholm 3,2 Prozent an Wert ein. (awp/mc/ps)