Europa-Schluss: Kurse stabilisieren sich wieder etwas

Europa-Schluss: Kurse stabilisieren sich wieder etwas

Paris – Europas wichtigste Börsen haben sich nach dem jüngsten Rückschlag am Montag wieder etwas stabilisiert. Sie profitierten von deutlich sinkenden Renditen für US-Anleihen, welche die Sorgen über die in vielen europäischen Ländern schleppenden Corona-Impfungen in den Hintergrund drängten. In Istanbul schlug indes die überraschende Entlassung des türkischen Notenbankchefs die Anleger in die Flucht.

Der EuroStoxx50 pendelte nach einem schwachen Start um seinen letzten Schlusskurs und verabschiedete sich 0,08 Prozent schwächer bei 3833,84 Punkten aus dem Handel. Nach dem zwischenzeitlich höchsten Stand seit fast 13 Jahren am Donnerstag hatte der Leitindex der Eurozone vor dem Wochenende rund 0,8 Prozent an Wert eingebüsst.

Der französische Cac 40 verlor am Montag letztlich 0,49 Prozent auf 5968,48 Zähler, wogegen der britische FTSE 100 einen Kurszuwachs von 0,26 Prozent auf 6726,10 Punkte schaffte. Derweil sackte der türkische BIST-100-Index letztlich um knapp zehn Prozent ab. Auch die Landeswährung Lira stand heftig unter Druck.

Am US-Rentenmarkt gingen die Renditen deutlicher zurück, nachdem sie sieben Woche in Folge zugelegt hatten. So sank die Rendite richtungweisender zehnjähriger Staatsanleihen wieder unter 1,7 Prozent und die der Longbonds mit einer Laufzeit von 30 Jahren unter 2,4 Prozent.

In der Türkei hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan in der Nacht zum Samstag den Zentralbankchef Naci Agbal nach nur wenigen Monaten im Amt entlassen. Die Entscheidung erfolgte kurz nachdem die türkische Notenbank den Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation überraschend deutlich um 2,0 Prozentpunkte auf 19 Prozent angehoben hatte. Zuvor hatte sich Erdogan immer wieder für niedrigere Zinsen stark gemacht.

In Europa standen daraufhin Bankentitel unter Druck: Ihr Subindex zählte mit minus 1,2 Prozent zu den grössten Verlierern im marktbreiten Stoxx Europe 600 . Besonders hart traf es die spanische Bank BBVA , deren Anteilscheine um nahezu acht Prozent absackten. Erst in der vergangenen Woche hatten sie mit in der Spitze fast 4,90 Euro den höchsten Stand seit Ende Februar 2020 erreicht und damit ihre Verluste seit Beginn des Corona-Börsencrashs fast komplett aufgeholt. Für die BBVA mit ihrer Tochter Garanti ist die Türkei ein wichtiger Markt, der mehr als zehn Prozent zum Gewinn beisteuert.

Schlusslicht im Stoxx Europe 600 war der Index der Rohstoffwerte, der 1,4 Prozent einbüsste.

Dagegen führte der Index der Autobauer und -zulieferer mit plus 1,9 Prozent die Gewinnerliste an. Ihm gab vor allem der mehr als siebenprozentige Anstieg der Volkswagen Vorzugsaktien Schwung. Neuerdings sorgt die Strategie des Autobauers im Bereich der Elektromobilität bei den Anlegern für viel Fantasie.

Im SMI hatten die Papiere von Richemont mit plus drei Prozent die Nase vorn. Sie profitierten von einer Empfehlung durch das Analysehaus Bernstein. Es sei Zeit für eine positivere Sicht auf den Luxusgütersektor, schrieb Analyst Luca Solca.

Für die Aktien von Kingfisher ging es in London um über dreieinhalb Prozent nach oben. Die Baumarktkette meldete starke Jahreszahlen und zudem auch einen guten Start in das laufende Jahr. Ausserdem nimmt das Unternehmen die Dividendenzahlung wieder auf.

Reckitt Benckiser gewannen dank angeblicher Verkaufspläne für Aktivitäten in China fast drei Prozent. Insidern zufolge will der Konsumgüterhersteller für über zwei Milliarden US-Dollar sein dortiges Geschäft mit Säuglingsanfangsnahrung los werden.

Im Blick stand in London auch Deliveroo, denn der Online-Essenslieferdienst kommt mit seinem geplanten Börsengang voran. Das Unternehmen bietet seine Aktien in einer Preisspanne von 3,90 bis 4,60 Pfund pro Anteilschein an. Ausgegeben werden sollen rund 385 Millionen Aktien, was – ohne Mehrzuteilungsoption – einen Börsenwert von 7,6 bis 8,8 Milliarden Pfund bedeuten würde. (awp/mc/pg)

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