Paris / London – Die europäischen Börsen sind nach den Gewinnen am Vortag wieder unter Druck geraten. «Die bisherige Jahresperformance bei den europäischen Aktienindizes ist durchaus ansehnlich und die Risiken an den internationalen Finanzmärkten werden nicht weniger», sagte Marktexperte Andreas Lipkow. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor am Dienstag 0,59 Prozent auf 4323,09 Punkte.
Für den französischen Cac 40 ging es um 0,59 Prozent auf 7397,17 Punkte nach unten. Der britische FTSE 100 hielt sich nach der Feiertagspause am Montag mit einem Abschlag von 0,18 Prozent auf 7764,09 Punkte etwas besser.
«Die Anleger lassen erst einmal Vorsicht walten», begründete Analyst Christian Henke vom Handelshaus IG Markets die Verluste. Denn es gelte, die US-Verbraucherpreise am Mittwoch abzuwarten. «Neben dem Arbeitsmarkt steht die Teuerung ganz oben auf der Beobachtungsliste der Notenbank Fed», so Henke. «Vor allem die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kernrate dürfte grosse Beachtung finden.» Sie könnte daher Hinweise auf die Geldpolitik in den USA liefern.
Europaweit setzten Immobilienwerte ihre Talfahrt vom Wochenbeginn beschleunigt fort. Gestiegene Zinsen und die damit verbundenen verschlechterten Kreditbedingungen setzen dem Sektor bereits seit geraumer Zeit zu. Der Branchenindex sackte am Ende des Tableaus um 2,9 Prozent ab.
Die konjunktursensiblen Ölwerte verzeichneten nach den Erholungsansätzen am Vortag erneut Verluste, und zwar in Höhe von 0,9 Prozent. Sie reagierten damit auf Warnsignale aus China. Der Aussenhandel des Landes hatte im April an Schwung verloren.
Mit Blick auf Einzelwerte zogen die Aktien von Ryanair in Dublin um 3,6 Prozent an. Europas grösster Billigflieger kauft wieder im grossen Stil bei Boeing ein.
Die Erholung des Flugverkehrs von der Corona-Krise liess die Anteilscheine von Amadeus IT um 1,4 Prozent steigen. Im Vergleich zum coronageprägten Vorjahresquartal hatten die Buchungen des Buchungssystem-Anbieters um fast ein Drittel zugelegt.
In London litten die Aktien von Einzelhändlern darunter, dass die Umsätze in der Branche im April erneut gesunken waren. Die Haushalte schränkten ihre Ausgaben für Kleidung ein, um die Grundbedürfnisse wie Lebensmittel zu bezahlen. So knickten Boohoo um 7,5 Prozent und Asos um 8,8 Prozent ein.
Im Bankenbereich gab es Nachrichten zu Credit Suisse und UBS. Die beiden Banken sollen «auf absehbare Zeit» weiterhin unabhängig voneinander operieren. Die Integration werde stufenweise erfolgen, teilte UBS mit. Die schrittweise Integration von Credit Suisse beschränke allerdings die Möglichkeiten, Restrukturierungskosten vorab zu verbuchen, schrieb Analyst Chris Hallam von der Bank Goldman Sachs. Die Papiere von UBS und Credit Suisse gaben leicht nach. (awp/mc/ps)