Europa-Schluss: Uneinheitlich – Anleger suchen Orientierung

Boerse

Paris / London – Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Dienstag keine klare Richtung gefunden. Den weltweiten Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle mit Covid-19 standen teils starke Unternehmensmeldungen gegenüber. Der Leitindex EuroStoxx 50 drehte im Verlauf mehrmals das Vorzeichen und schloss mit einem Plus von 0,02 Prozent bei 2884,20 Punkten. Der Pariser Cac 40 gab um 0,39 Prozent auf 4472,50 Punkte nach. Der Londoner FTSE 100 legte dagegen um 0,93 Prozent auf 5994,77 Punkte zu.

Noch schauten die Anleger eher auf die Chancen eines Aufschwungs als auf die Gefahren eines Abschwungs, bemerkte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. «Das aber kann sich schnell ändern. Denn mehr und mehr kehren die Sorgen vor wieder steigenden Infektionszahlen zurück. Die nächsten zwei Wochen dürften entscheidend sein, nachdem viele Länder ihre strengen Massnahmen nun gelockert haben.» Dies sei Grund genug für viele Anleger, zunächst eine abwartende Haltung einzunehmen, so Stanzl.

Unter Druck gerieten am Dienstag vor allem Unternehmen aus der Immobilienbranche, deren europäischer Sektorindex um rund 2,3 Prozent absackte. Schlechte Nachrichten kamen hier unter anderem vom Luxemburger Immobilienverwalter Corestate Capital, bei dem die Umsätze im ersten Quartal wegen der Pandemie zurückgegangen sind. Die Aktien büssten letztlich 3,4 Prozent ein.

Besser lief es für die Telekom-Branche, die europaweit um rund 2,6 Prozent zulegte. Der britische Mobilfunker Vodafone konnte dank der jüngsten Unitymedia-Übernahme mit einem Umsatz- und Ergebniswachstum im abgelaufenen Geschäftsjahr aufwarten. An der im Vorjahr erstmals seit 1990 gesenkten Dividende von neun Cent je Aktie will der Konzern festhalten. Zudem soll ein laufendes Sparprogramm noch weiter verschärft werden. Die Papiere der Briten gewannen an der Stoxx-50-Spitze fast neun Prozent dazu.

Für gute Stimmung sorgte auch der französische Zughersteller Alstom, der die Übernahme der Zugsparte des kanadischen Bombardier -Konzerns im ersten Halbjahr 2021 abschliessen will. Im abgelaufenen Geschäftsjahr setzten die Franzosen zudem 2 Prozent mehr um als im Jahr davor. Die Dividende soll nun aber wegen der Krise ausfallen. Die Aktien rückten um knapp sieben Prozent vor.

Vom Buchungssystem-Anbieter Amadeus IT nahmen die Anleger dagegen Abstand. Die Reisebranche sei im ersten Quartal praktisch zum Erliegen gekommen, sagte Unternehmenschef Luis Maroto bei der Berichtsvorlage. Der Umsatz schrumpfte im ersten Jahresviertel um gut 27 Prozent, der Gewinn fiel um 58 Prozent niedriger aus als im Vorjahr. Die Amadeus-Anteilscheine verloren 1,6 Prozent.

Dem französischen Energieversorger Engie machten im ersten Quartal das vergleichsweise warme Wetter sowie erste Effekte der Corona-Krise zu schaffen. Der Umsatz sank um 3,7 Prozent und das operative Ergebnis um 6,6 Prozent. Einen konkreten Ausblick gibt es bei den Franzosen seit Anfang April nicht mehr, als sie auch die Dividende für das Vorjahr strichen. Die Aktien büssten letztlich 4,3 Prozent ein. (awp/mc/ps)

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