Paris / London / Zürich – Auf moderate Gewinne am Vortag sind an Europas Börsen am Dienstag Verluste gefolgt. Erneut waren es Mitteilungen des künftigen US-Präsidenten, die bewegten.
Nachdem Donald Trump am Wochenende mit seiner Ankündigung, den Hedgefonds-Manager Scott Bessent zum neuen US-Finanzminister machen zu wollen, für Börsengewinne zum Wochenauftakt gesorgt hatte, stimmte eine Kurznachricht Trumps über Zölle die Anleger wieder vorsichtiger. Gleich für den ersten Tag seiner zweiten Amtszeit will der Republikaner Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und Kanada sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China erheben.
Der EuroStoxx 50, der tags zuvor noch an seine exponentielle 200-Tage-Durchschnitts-Linie zurückgekehrt war, büsste 0,79 Prozent auf 4.761,99 Punkte ein. Der regional breiter gefasste und währungsgemischte Stoxx 50 verlor 0,41 Prozent auf 4.291,52 Punkte. Um 0,39 Prozent auf 11.632,88 Punkte abwärts ging es für den Leitindex SMI in der Schweiz. Der britische FTSE 100 sank um 0,40 Prozent auf 8.258,61 Punkte.
Neben der besonders schwachen Rohstoffbranche, die weiter unter Trumps Ankündigung litt, deutlich mehr US-Öl fördern zu wollen, gab auch der gerade zögerlich stabilisierte Autosektor überdurchschnittlich nach. Die Papiere der Opel-Mutter Stellantis gehörten mit minus 4,8 Prozent zu den schwächsten Werten im marktbreiten Index Stoxx Europe 600.
Sie dürften laut Bernstein-Analyst Daniel Roeska neben GM besonders heftig von Trumps Plänen betroffen sein. Mögliche Importzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und Kanada wären ihm zufolge «eine Katastrophe für die grossen Drei aus Detroit», zu denen neben GM und Ford auch Stellantis (Chrysler) zählt. Alle drei importierten eine grosse Zahl von Fahrzeugen aus diesen beiden Ländern, schrieb er. Zugleich aber geht Roeska wegen der weitreichenden Auswirkungen nicht davon aus, dass die Zölle in der Praxis so zur Anwendung kommen werden.
Eine gleich doppelte Abstufung durch die britische Grossbank Barclays von «Overweight» auf «Underweight» brachte die Aktie des schweizerischen Reisebedarfshändlers Avolta schwer unter Druck. Sie fiel zeitweise zweistellig auf ein Zweimonatstief, erholten sich aber bis Handelsschluss teilweise und ging 5,4 Prozent tiefer aus dem Handel. Analystin Chandni Hirani sieht keine Kurstreiber mehr für die Aktie, die sie in den vergangenen 18 Monaten aufgrund des unterschätzten Erholungspotenzials nach der Corona-Pandemie zum Kauf empfohlen hatte.
Für Aktien von Melrose Industries ging es dagegen um fast 8 Prozent nach oben. Der neu für den Zulieferer der zivilen und militärischen Luftfahrtbranche zuständige Analyst David Perry von JPMorgan hat die Papiere auf «Positive Catalyst Watch» gesetzt und erwartet damit kurzfristig Kurstreiber. Melrose sei «eine Rose kurz vor dem Aufblühen», schrieb er. Bereits jetzt wartet er mit Vorfreude auf die neuen mittelfristigen Ziele, die zusammen mit der Jahresbilanz Anfang März veröffentlicht werden. (awp/mc/pg)