Paris / London – Nach einem freundlichen Wochenauftakt haben Europas Börsen am Dienstag weiter Tritt gefasst. Anleger schätzten die mit der neuen Virusvariante Omikron verbundenen Risiken für die Wirtschaft nicht mehr ganz so hoch ein. Zudem hatte die chinesische Zentralbank schon am Vortag eine geldpolitische Lockerung angekündigt. Dank dieser haben Banken nun mehr Spielraum für die Kreditvergabe.
Der EuroStoxx 50 zog um 3,36 Prozent auf 4276,20 Punkte kräftig an. Kursgewinne auch an der Wall Street trieben den Index am Nachmittag immer weiter nach oben. Den Kursrutsch seit den ersten Meldungen zur neuen Virusvariante Omikron vor anderthalb Wochen hat er inzwischen fast komplett aufgeholt. Zuvor waren Erholungsversuche des Index noch misslungen.
Auch der französische Cac 40 machte am Dienstag mit einem Plus von 2,91 Prozent auf 7065,39 Punkte weiter Boden gut. Für den britische FTSE 100 war der Aufschlag mit 1,49 Prozent auf 7339,90 Punkte weniger ausgeprägt.
Die gesundheitlichen Folgen einer von Omikron ausgelösten Erkrankung schienen weniger schwer zu sein als bei den Vorgängervarianten, schrieb Analyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets. Das habe die Investoren ermutigt. Nach der Unsicherheit der vergangenen Woche setzten Anleger nun wieder verstärkt auf eine wirtschaftliche Erholung.
Aus Branchensicht gab es in Europa am Dienstag nur Gewinner. Die Nase vorn im marktbreiten Stoxx Europe 600 hatte der zuletzt schwache Technologiewerte-Index, der sich um 5,6 Prozent erholte. Mit an der Spitze des EuroStoxx 50 rückten die Papiere des Chip-Ausrüsters ASML um mehr als acht Prozent vor.
Dass der Automobilhersteller Stellantis in den kommenden Jahren mit Software im Auto ein Multimilliarden-Geschäft anpeilt, liess die Aktien um fast vier Prozent steigen. Im Bausektor verteuerten sich die Aktien von CRH um knapp drei Prozent. Die Iren wollen sich von einer Sparte im Wert von drei Milliarden US-Dollar trennen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf über den Vorgang informierte Personen.
Die Aktien von British American Tobacco (BAT) verteuerten sich nach Aussagen des Managements zur Geschäftsentwicklung um gut ein Prozent. Der Tabakkonzern gewann in den ersten neun Monaten 2021 mehr Kunden für seine Zigaretten-Alternativen als im kompletten Vorjahr. Das Management sieht sich damit weiterhin auf einem guten Weg zu den Jahreszielen.
Beim Schweizer Industriekonzern ABB konnten sich die Anleger über ein Kursplus von rund einem Prozent freuen. Auf einer Investorenveranstaltung äusserte sich das Management etwas zuversichtlicher zum mittelfristigen Umsatzwachstum als bisher. Zudem lieferte eine Kaufempfehlung von Bernstein Research Rückenwind. (awp/mc/ps)